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Berghain-Besucher schildert heftige Übergriffe im Club – Angst vor Mitarbeitenden

Sicherheit ist im Berghain ein immer unwichtigeres Gut. Wie der eigentliche Safe Place zum Tatort für Übergriffe wurde.

Berghain
© IMAGO/Votos-Roland Owsnitzki

Berlin: Die Hauptstadt der Clubs

Berlin und sein Nachtleben gehören einfach zusammen. Die zahlreichen Clubs ziehen jedes Jahr tausende von Touristen in die Hauptstadt. Damit sind sie ein nicht zu unterschützender Wirtschaftsfaktor.

Erst kürzlich berichtete ein Mann nach einem Besuch im Berghain, homophob beleidigt worden zu sein. Und schon jetzt meldet sich der nächste.

Diesmal geht es um sexuelle Belästigung – mitten auf der Tanzfläche. Die Geschichte macht fassungslos.

Berghain-Besucher erzählt von Übergriff

Es passierte am Sonntag (28. Januar). Der Mann tanzte wie „in Trance“ auf der Tanzfläche und genoss den Abend als plötzlich ein etwas Älterer zu ihm kommt und ihm ungefragt in den Schritt fasst. Er erklärt, er sei im ersten Moment verwirrt gewesen, aber habe sich nicht zu sehr darauf konzentriert und weiter getanzt.

+++ Berghain-Besucher warnt vor DIESER tödlichen Gefahr – „Passt auf euch auf“ +++

Die Abfuhr hat dem mutmaßlichen Täter, den der Mann in einem Forum als weiß und stark übergewichtig beschreibt, aber wohl nicht gereicht.

Mann ist Wiederholungstäter

Er kam nach etwa einer Stunde wieder. Wieder fasste er dem Mann, der mit geschlossenen Augen tanzte, in den Intimbereich. Vollkommen schockiert schob das Opfer seine Hand weg und sagte ihm, „er soll sich verpissen.“ Der mutmaßliche Täter ließ von ihm ab und ging – doch er hörte nicht auf. Der Gast konnte immer wieder beobachtete wie der Grapscher dasselbe bei mehreren anderen Männern gemacht hat.

„Keiner hat anders reagiert als ich.“ Alle haben seine Hände einfach nur weggeschoben und weiter getanzt, erklärt der Mann. Ob aus Verwirrung oder aus Schockstarre, im ersten Moment konnten sie ebenso wenig wie er mit der Situation umgehen.

Doch im Nachhinein fraß sich ein Gedanke in ihm immer weiter fest: „Wenn er das Gleiche mit Frauen machen würde, würde das bestimmt anders wahrgenommen werden.“ Er führt aus: „Ich habe das Gefühl, dass ich ihn vielleicht hätte anzeigen sollen, aber ich weiß nicht einmal, bei wem.“

Angst vor Mitarbeitenden

Auch auf das Personal des Berghains wollte er nicht zugehen. Aus Sorge, dass diese den Übergriff gar nicht als Problem ansehen könnten – weil er ein Mann ist.

Für Leo Wild von der Antidiskriminierungsstelle StandUp der Schwulenberatung Berlin ist das kein Einzelfall. Gegenüber BERLIN LIVE erklärt er: „Da wirken verheerende Vorstellungen von und Erwartungen an das Geschlecht rein, die es Männern* schwer machen, sich sicher genug zu fühlen, erlebte Gewalt durch andere Männer* zu thematisieren.“


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Doch damit müsse Schluss sein. In solchen Momenten müssten Männer „raus aus der Scham und laut Grenze setzen.“ Zugleich solle man Menschen nicht abstrakt zur Hilfe bitten, sondern konkrete Personen ansprechen. Je nach Möglichkeit könne auch die Polizei helfen.

Für die Zukunft rät Wild: Man(n) sollte sich Konter einfallen lassen, die man in solchen Situationen parat hat. Dabei sei wichtig, die Situation damit nicht zum eigenen Nachteil eskalieren zu lassen.

Eine Anfrage, wie häufig sexuelle Übergriffe auf Männer in den Hauptstadtclubs vorkommen, ließ die Berliner Clubkommission unbeantwortet.

Wenn du Opfer von sexueller Gewalt wurdest und mit jemandem darüber sprechen möchtest, gibt es verschiedene Hilfsangebote. Frauen können sich unter 030 216 888 8 an das Krisen- und Beratungszentrum Lara wenden. Männer hingegen an die Traumambulanz St. Hedwig. Sie ist telefonisch unter 030 231 118 80 erreichbar.