Im Sommer 2022 war der öffentliche Nahverkehr so günstig wie noch nie. Mit dem 9-Euro-Ticket konnte man problemlos den ÖPNV in ganz Deutschland nutzen. Die Fahrten mit BVG und Co. wurden durch dieses Konzept endlich für alle bezahlbar – und wurde somit zur echten Alternative für das Auto. Doch nach drei Monaten war Schluss, eigentlich.
Denn eine Initiative bietet das günstige Ticket auch heute noch an. Die Nutzung könnte kaum einfacher sein.
BVG: So solidarisch geht Nahverkehr
Das Projekt heißt 9-Euro-Fonds. Es folgt einem simplen Prinzip: Man überweist monatlich neun Euro an die Initiative. In dieser Zeit fährt man so viel mit den Bussen und Bahnen wie man möchte. Sollte man irgendwann beim Schwarzfahren erwischt werden, kommt der Fonds zum Einsatz. Denn den Bescheid der BVG über 60 Euro kann man einfach per Mail einreichen. Nach etwa zwei Tagen überweist die Interessengemeinschaft das Geld an das Nahverkehrsunternehmen.
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Die Gelder kommen in dem Fall aus dem Topf, in den alle Mitglieder monatlich einzahlen. Denn schließlich wird nicht jeder jeden Monat erwischt und so kommt das Geld nur dort zum Tragen, wo es wirklich benötigt wird.
Laut Leo Maurer vom 9-Euro-Fonds laufe die Aktion bundesweit, doch Berlin hat sich als „aktivste Stadt entpuppt“. Etwa zwei Drittel der Mitglieder sind hier beheimatet.
Protest gegen Ticketpreise
Er erklärt weiter: „Mittlerweile haben wir über 27.000 9-Euro-Tickets ersetzen können. Natürlich handelt es sich bei diesem Ersatz nicht wirklich um ein Ticket. Aber mit einer Mitgliedschaft im Fonds ist klar, dass wir die Kosten übernehmen werden, sollten unsere Mitglieder ohne Ticket kontrolliert werden.“
Doch warum das ganze? „Damit protestieren wir gegen die zu hohen Ticketpreise und für einen ÖPNV, der alle mitnimmt“, führt Maurer aus.
ÖPNV als Lösung für den Klimawandel
Ziel sei dabei allerdings nicht, das zivilgesellschaftliche Projekt für immer weiterzuführen, sondern stattdessen die Wiedereinführung des günstigeren Tickets zu erreichen.
„Es hat innerhalb von nur drei Monaten über 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart und das ohne das Preise gestiegen sind und armutsbetroffene Menschen ausgeschlossen wurden“, so Maurer.
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Gerade letzteres ist für die Initiative ein sehr wichtiges Anliegen. Denn für Menschen mit geringem Einkommen seien die hohe Strafen häufig eine große Herausforderung. Im schlimmsten Fall drohe sogar eine Freiheitsstrafe, wenn man die Gebühr nicht aufbringen kann.
Aktuell gäbe es noch keine konkreten Gespräche mit der Berliner Politik oder der BVG zur Wiedereinführung. Doch was nicht ist, kann ja noch werden!