Norbert Boenigk ist bestens vorbereitet. Er trägt Blaumann und eine Brille, die er allem Anschein nach an der einen Seite selbst repariert hat. Zwei große Tische sind voll mit allerlei Werkzeugen, Messgeräten und einer großen Vergrößerungslupe mit hellem Licht. Um kurz vor 15 Uhr – bevor gleich die ersten Menschen mit ihren kaputten Sachen zu ihm kommen werden – bestellt er sich noch einen Kaffee und eine Waffel beim Café der Noch Mall.
Reparieren statt wegwerfen! So lautet die Devise im Repair-Café im Gebrauchtwarenhaus der BSR (Berliner Stadtreinigung) in Berlin-Reinickendorf. Jeden Donnerstag darf man sein kaputtes Gerät hierher bringen. Doch abgeben und wieder abholen, sobald es repariert ist, ist nicht! Hilfe zur Selbsthilfe ist hier das Motto und so wird aus einer kleinen Erledigung eine größere Sache – im positiven Sinn. BERLIN LIVE war an einem Donnerstag im April vor Ort dabei.
Berlin: Das Repair-Café in der Noch Mall
An diesem Donnerstag wird Norbert Boenigk unterstützt von Harald und Peter. Alle drei Männer sind Rentner und machen das hier ehrenamtlich. Harald war früher Ingenieur und ist seit Februar Teil von der Partie. Peter „hat schon immer repariert“ und auch Norbert ist schon länger dabei: „Seit 2014 bin ich Repair-Café-Fritze“, erzählt er. In der Noch Mall repariert er, seit er 2019 dieses Repair-Café ins Leben gerufen hat.
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Kurz nach 15 Uhr kommen bereits die ersten Gäste ins Repair-Café. Die Familie hat einen defekten Subwoofer dabei, der Freund der auch dabei ist, baut kurzerhand den Tacho seines Autos aus und bringt auch ihn den Technikern. Fast zwei Stunden werden sie bei Norbert sitzen und gemeinsam versuchen die kaputten Geräte wieder zum Laufen zu bringen.
Hier konnte nichts getan werden
Kurz darauf steht schon die nächste Reparatur an. Eine ältere Dame kommt mit einem Plattenspieler vorbei. Doch es kommt gar nicht erst dazu. Die Frau hat kein Netzkabel dabei. Sie sagt, sie habe nie eines gesehen. Ob der Plattenspieler überhaupt kaputt ist, wird sich an diesem Tag nicht mehr klären lassen.
Ein Mann mit einem AirFryer geht schon kurz nach seiner Ankunft wieder mit einem funktionierenden Gerät nach Hause. Seine Freundin hatte den schwer zu sehenden Touch-An-Aus-Knopf scheinbar nicht gefunden und nur durch Zufall immer mal wieder drauf gedrückt. Eine kleine Spende für die Techniker lassen die beiden dennoch da.
Ein schönes Miteinander
Zwei Frauen mit ihren Staubsaugern und eine Dame und ihre Stehlampe bleiben hingegen länger. Während die Techniker an ihren Geräten werkeln, helfen die Damen immer wieder mit. Dazu gehört auch der Gang zum Supermarkt nebenan von dem eine der Frauen mit Keksen zurückkommt. Alle dürfen zugreifen. Beim Anblick der teilweise etwas groben Reparaturmethoden ihres Technikers, leidet sie regelrecht mit: „Ich kann das nicht mit ansehen. Alles nur wegen der Staubsaugerbeutel. Die sind echt teuer“, sagt die frisch gebackene Rentnerin.
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Das Warten und Mitarbeiten im Repair-Café hat sich zu einem geselligen Miteinander entwickelt. Man kommt ins Gespräch, die Stimmung ist ausgelassen. Am Ende kann Norbert Boenigk dann doch seine Hupe betätigen. Immer wenn eine Reparatur erfolgreich war, ertönt der laute Ton und verkündet seinen Erfolg.
Das Repair-Café findet jeden Donnerstag im oberen Stockwerk des Gebrauchtwarenkaufhauses der BSR in der Auguste-Viktoria-Allee 99 in 13403 Berlin-Reinickendorf statt. Die Techniker bitten darum nur einen kaputten Gegenstand mitzubringen. Der Service ist kostenlos, die Techniker freuen sich aber über eine Spende.