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Berlin: Shelby Lynn auf Geheimbesuch – „Es macht mich krank“

Die Nordirin Shelby Lynn sprach bei einer Veranstaltung des Frauennetzwerkes „Frauen100“ im Berliner „Hotel de Rome“.

Shelby Lynn
© Franziska Krug / Getty Images

Shelby Lynn erzählt in Berlin ihre Geschichte

Shelby Lynn kämpft während der Rede mit den Tränen.

Ihr Name ging um die Welt, ihr Gesicht durch die Medien: Shelby Lynn.

Die 24-jährige Nordirin steht symbolisch für einen der größten Skandale in der weltweiten Musikszene. Lynn war Ende Mai dieses Jahres auf dem Rammstein-Konzert in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Nach dem Konzert, so vermutet sie, habe man ihr auf einer Aftershowparty der Band K.o.-Tropfen in den Drink gemischt. Auf Twitter veröffentlichte Shelby drei Tage später Fotos ihres Körpers. Ein Video zeigt Hämatome an Bauch, Rücken und Armen.

Shelby Lynn spricht in Berlin über Missbrauch

Am Donnerstagabend betritt Shelby Lynn zum ersten Mal eine Bühne, gibt wider, was ihr zugestoßen sein soll. Die junge Frau zittert, es fällt ihr sichtlich schwer, das Erlebte in Worte zu fassen – aber sie hält durch. Vor rund 160 Frauen hält sie im Rahmen der Initiative „Frauen100“ eine eindrucksvolle Rede.


Das steckt hinter der Initiative „Frauen100“:

  • Das Frauennetzwerk „Frauen100“ wurde von Janina Hell und Felicitas Karrer gegründet
  • Die Initiative bringt starke und einflussreiche Frauen aus unterschiedlichen Branchen zusammen
  • Die Netzwerk-Veranstaltungen sollen Impulse für Female Empowerment, Frauensolidarität und Gleichberechtigung setzen
  • Schauspielerinnen, Politikerinnen, Unternehmerinnen und Journalistinnen unterstützen die Initiative
  • Darunter finden sich Persönlichkeiten wie Ursula Karven, Alexandra Maria Lara, Regina Halmich, Sawsan Chebli oder auch Julia Klöckner
  • Ursula Karven rief gemeinsam mit „Frauen100“ die Petition C190 ins Leben, die Machtmissbrauch am Arbeitsplatz auch gesetzlich verbieten soll – über Hunderttausend Menschen haben diesen Aufruf bereits unterzeichnet

„Es macht mich krank, dass Frauen als Objekte gesehen werden. Die Männer sprechen für uns. Wir haben keine eigenen Gedanken, keine eigenen Gefühle. Wir leben in einer von Männern dominierten Welt“, sagt Lynn. Und weiter: „So etwas wie Gleichberechtigung gibt es nicht. Nicht derzeit. Ein Mann kann nachts alleine unterwegs sein. Das ist überhaupt kein Problem. Aber wir Frauen werden dazu trainiert, über unsere Schulter zu schauen. Dazu trainiert, uns mit unseren Schlüsseln zu bewaffnen.“

Frauen100
Shelby Lynn und die Investigativ-Journalistin Maike Backhaus. Credit: Franziska Krug / Getty Images

Shelby Lynn zittert, immer wieder versagt ihre Stimme. Doch nichts zu sagen, ist keine Option für die tapfere Frau. „Ich lasse nicht zu, dass es so weitergeht. Ich werde niemals still sein, niemals“, macht die 24-Jährige klar.

Wie wichtig es ist, dass nicht nur Shelby Lynn, sondern auch andere Frauen offen über ihre schlimmsten Erlebnisse sprechen, macht auch Investigativ-Journalistin Maike Backhaus an jenem Abend im „Hotel de Rome“ in Berlin klar: „Wenn Betroffene nicht über Gewalt und missbräuchliche Strukturen sprechen können, führt das nicht dazu, dass die Gewalt nicht stattfindet. Es führt dazu, dass wir nicht darüber sprechen, dass sie aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein verschwindet. Deshalb ist es so wichtig, dass wir immer wieder über all das sprechen“, so die Journalistin. Wahre Worte an einem denkwürdigen Abend. 


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Till Lindemann hatte die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten, wie die Berliner Rechtsanwälte Simon Bergmann und Christian Schertz am 8. Juni bekannt gaben. „In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben“, hieß es in einer Mitteilung. „So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr.“