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Rammstein in Berlin: Fans campen vor Stadion – „Wir haben Angst!“

Am 15. Juli findet das erste von drei Rammstein-Konzerten in Berlin statt. Fans versammelten sich bereits am Vorabend vor dem Olympiastadion.

Rammstein
© Imago/Gonzales Photo, Berlin Live

Schwere Ausschreitungen in Berliner Freibädern sind keine Seltenheit mehr

Am Sonntag kam es im Prinzenbad in Kreuzberg zu einer Schlägerei zwischen einem 20-Jährigen und einem 17-Jährigen. Am gleichen Tag wurde das Columbiabad in Neukölln geräumt. Vor zwei Wochen kam es zu Prügeleien im Sommerbad Pankow. Nicht erst seit diesem Jahr kochen die Emotionen in Berlins Freibädern immer wieder hoch.

Es ist Freitagabend (14. Juli), kurz vor 22 Uhr: In weniger als 24 Stunden wird Till Lindemann mit seiner Band Rammstein beim ersten von drei geplanten Konzerten das Olympiastadion in Berlin rocken. Doch schon jetzt ist vor der Location erster Trubel.

Um den besten Platz beim Auftritt zu ergattern, haben sich eingefleischte Rammstein-Fans bereits vor dem Stadion breit gemacht – unter ihnen auch Manu. Seit 18 Uhr wartet der Berliner vor dem Eingang und hat sich gemeinsam mit seinen Freundinnen und Freunden ein kleines Schlaflager aufgebaut. Während die Vorfreude ins Unermessliche steigt, schwingt aber noch ein anderes Gefühl bei der Gruppe mit…

Rammstein: Stimmung in Berlin ist anders

Bereits seit seiner Teenie-Zeit ist Manu Fan der Band Rammstein. Die Konzerte verpasst er nur ungern, reist für Gigs sogar mit ins Ausland. „Der gesamte Urlaub und alles Ersparte geht für Rammstein drauf, aber das tut man gerne wenn man ein Fan ist“, erklärte er gegenüber BERLIN LIVE. Beim Heimspiel in Berlin soll die Stimmung sogar noch etwas besser sein als ohnehin schon – diesmal ist es allerdings auch etwas anders.

Seit Wochen wird Frontsänger Till Lindemann mit schweren Vorwürfen sexueller Gewalt konfrontiert. Während der Musiker die Vorwürfe über seine Anwälte zurückweisen ließ, kursieren Petitionen im Netz, die eine Absage des Konzerts fordern. Auch eine Gegendemonstration sei für Samstag (15. Juli) in Berlin geplant. Für Manu und seine Leute ein Grund zur Sorge.

Rammstein-Fans hoffen auf friedlichen Verlauf

„Wir hoffen auf ein friedliches Konzert, aber wir als Fans haben Angst, dass es radikale Gruppen gibt, die das Konzert stören möchten“, gab der junge Mann offen zu. Die Truppe hofft, vor dem Eintreffen der Demonstranten bereits im Stadion zu sein. „Nicht, weil wir den Konflikt scheuen, sondern weil wir Angst haben, dass wir persönlich angegriffen werden“, stellte der Fan klar. Mitunter auch ein Grund, weshalb die Gruppe nicht auf einem Bild zu sehen sein möchte.

Bei Kerzenschein machten es sich Manu und seine Leute einen Abend vor dem ersten von drei Rammstein-Konzerten vor dem Olympiastadion bequem – neben der Vorfreude schwingt bei der Gruppe aber auch Angst mit. Credit: Berlin Live / Wengert

Die Polizei rechnet vor und während der Konzerte mit verbalen Auseinandersetzung. Manu kann sich aber auch vorstellen, dass es körperlich ausarten könnte: „Da ist wohl ordentlich Druck auf dem Kessel!“ Sogar eine Attacke auf die Räumlichkeiten der Band gab es in den vergangenen Tagen. Bereits in der Nacht vor dem Stadion müsse mit jeglichen Angriffen gegnerischer Gruppen gerechnet werden.

Ein Pfefferspray zur möglichen Abwehr liege in den Taschen der Fans bereit. Das musste allerdings nicht zum Einsatz kommen, wie die Polizei am Samstagmorgen gegenüber BERLIN LIVE erklärte. Die Nacht blieb ruhig.

Rammstein-Vorwürfe sorgen für Tumult

Das hofft Manu auch für das Konzert. Allerdings musste er feststellen, dass er sich in den vergangenen Wochen immer wieder gegenüber Arbeitskollegen rechtfertigen musste – weshalb er überhaupt noch Fan sei und zum Konzert gehe. Doch dazu hat der Rammstein-Fan eine klare Meinung: „Es gilt die Unschuldsvermutung!“

Als langjähriger Anhänger der Band komme auch er nicht drum herum, sich mit dem Thema zu beschäftigen. „Wenn man von Frauen hört, die auf diesen Partys waren, wie gediegen das alles war und was für ein Gentleman Till doch sei, dann ist es schwer die Vorwürfe nachzuvollziehen“, erklärte Manu. Dennoch finde er es richtig, dass den Anschuldigungen, die im Raum stehen, nachgegangen wird.

Rammstein-Fan wünscht sich mehr Rücksicht

„Jeder von uns hat mal erlebt, wie über ihn hinter seinem Rücken gesprochen wird. Jeder von uns hat erlebt, dass ihm Dinge vorgeworfen werden, die vielleicht gar nicht wahr sind“, erläuterte Manu. Diese Situation sei selbst in kleiner Runde schon belastend. „Was bei der Berichterstattung vergessen wird, ist häufig, dass das [Rammstein] auch Menschen sind und weil sie so sehr im Mittelpunkt stehen, dürfte das noch viel belastender sein“, appellierte der Fan für mehr Rücksichtnahme.

Die kann ihm allerdings keiner garantieren. Bereits während des Gesprächs mit unserer Redaktion drehten Polizeistreifen immer wieder ihre Runde um das Stadion. Selbst wenn durch die Präsenz der Beamten das Gefühl von Schutz und Geborgenheit steigt, haben Manu und seine Leute noch mit einem weiteren Punkt zu kämpfen: den Mücken.

Rammstein-Konzert bei 37 Grad in Berlin

Mit Einbruch der Dämmerung machten sich die lästigen Plagegeister in der Luft bemerkbar. Innerhalb von Sekunden eroberten die Blutsauger ihr Revier und nutzten jede freie Stelle Haut der Fans. Das Mückenspray scheint für eine einigermaßen erholsame Nacht also nicht verzichtbar. Doch das ist noch nicht alles – die Rammstein-Anhänger haben auch reichlich Wasser im Gepäck. Immerhin sind für den Konzerttag am Samstag bis zu 37 Grad Celsius gemeldet.

Folierte Rettungsdecken sollen beim Warten vor dem Einlass zusätzlich vor der glühenden Sonne schützen. Um die Stimmung hochzuhalten, stimmt sich die Truppe mit einigen Rammstein-Klassikern ein. Auf eine Live-Performance des Songs „Pussy“ werden sie aber wohl verzichten müssen. Der Titel wurde aktuell von der Tracklist gestrichen.

Nach Vorwürfen: Rammstein-Performance wurde angepasst

„Als Fan finde ich es schade“, gab Manu offen und ehrlich zu. Er und seine Kumpels könnten die Entscheidung aber vollkommen nachvollziehen. Doch auch ohne die eine oder andere Show-Einlage kann es durchaus emotional werden – wie beispielsweise bei Manus vorherigem Konzertbesuch in München: „Da haben wir in der ersten Reihe komplett geheult.“


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Vielleicht kommt es in der Hauptstadt ja zu einem Déjà-vu. Was jedoch an erster Stelle stehen dürfte: ein friedlicher Besuch des Konzerts. Und der sei den Fans rund um die Musikrichtung „Neue Deutsche Härte“, Till Lindemann und das Kollektiv Rammstein doch allemal gegönnt.