Das Berghain in Friedrichshain-Kreuzberg ist international bekannt für seine tagelangen Partys, Drogen und seine offen gelebte Sexkultur. Besucher werden gebeten, ihre Handykameras abzukleben, denn die Menschen sollen sich frei fühlen, ungezwungen, unbeobachtet.
Sei es, um ihre sexuellen Fantasien in den Darkrooms auszuleben, anderen dabei zuzusehen oder um einfach nur unbeobachtet zu tanzen. Doch das hat eines zur Folge: Das, was man über den Club weiß, sind meist nur Geschichten von Freund(esfreund)en oder stadtbekannte Mythen. Doch nun wird ein Detail öffentlich, das man in dem Techno-Club so wahrscheinlich nicht vermutet hätte.
Berghain: In diesem Aquarium leben keine Fische
Alles nimmt seinen Anfang bei der Künstlerin Sarah Ancelle Schönfeld. Sie hat lange in Berlin als Barkeeperin gearbeitet. Für die Kunstausstellung „On a night trip. Zwischen Glücksgefühl und Absturz?“ hat sie sich nach einem Bericht der „BZ“ aber etwas ganz Außergewöhnliches einfallen lassen.
Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein bernsteinfarbene Aquarium. Es wird von LED-Lampen angestrahlt und fasst auf seinen drei Metern Länge etwa 1000 Liter. Doch was da drin ist, ist nicht etwa nur eingefärbtes Wasser. Nein, es ist menschlicher Urin – und zwar nicht irgendeiner, sondern der von Berghain-Besuchern.
Ist das Kunst oder kann das weg?
Schönfeld hat ihn über zehn Wochen direkt in den Toiletten des Clubs mit Regentonnen gesammelt. Für sie ist es „ein fließender Reisebericht und eine flüssige Archäologie der Ekstase, die direkt von den teilnehmenden Körpern abgeleitet ist.“ In dieser Hinsicht passt es gut zu dem Motto der Ausstellung, die in der Erfurter Defensionskaserne stattfindet.
Denn es soll um die „Versuchung der Entgrenzung“ gehen, die das Nachtleben bietet – durch Drogen, Musik und Flirts. Gleichzeitig soll der Frage nachgegangen werden, was „Menschen in Clubs, auf Partys oder Festivals“ suchen und welche Gefahren diese eröffnen.
Aus flüssig wird fest
Doch es soll noch einen Schritt weiter gehen: Da das Kunstwerk nur noch eine gewisse Zeit in flüssiger Form ausgestellt werden kann, soll es verfestigt werden. Dies geschieht laut dem Bericht der „BZ“ zufolge, indem der chemische Stoff Phenonip beigefügt wird. Dadurch wird die Flüssigkeit kristallisiert.
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Neben diesem Kunstwerk können Besucher bei der Ausstellung, die noch bis zum 10. Dezember läuft, Werke von elf internationalen Kunstschaffenden ansehen. Von Filmen und Schautafeln bis hin zu zu Beichtstühlen umgebauten Telefonzellen ist vieles dabei.