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Berlin: Sieben Jahre nach Breitscheidplatz-Attentat – Haben wir was daraus gelernt?

Vor sieben Jahren raste ein Mann mit einem Lkw auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. In der Politik hat sich seitdem einiges getan.

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© imago images/Future Image

Diese Schulnoten geben die SPD-Delegierten Kanzler Scholz

Auf dem SPD-Parteitag in Berlin hat "DER WESTEN" Delegierte gefragt, mit welcher Schulnote sie die bisherige Amtszeit von Kanzler Scholz beurteilen. Das Ergebnis seht ihr im Video.

Der 19. Dezember 2016 geht in die Geschichte der Stadt Berlin ein. Sieben Jahre ist es nun her, dass ein Attentäter mit einem Sattelzug in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz raste. 13 Leute kamen in der Folge ums Leben, 67 weitere Personen verletzten sich bei der Gräueltat teilweise schwer.

Am Dienstag (19.12.) fand zu Ehren der Opfer der grausamen Tat eine Andacht statt. Und nach all den Jahren stellt sich dabei die Frage, was in der Zwischenzeit passiert ist. Haben wir aus dieser Katastrophe gelernt?

Bewegende Rede von Ulrike Trautwein

Um 19 Uhr versammelten sich die Menschen an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dem Ort des Verbrechens, um zu gedenken. Dabei waren unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und die Berliner Generalsuperintendentin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Ulrike Trautwein.

In einer bewegenden Rede sagte sie: „Ich höre immer noch die Schreie der Verletzten, sehe die unwirklichen Bilder, spüre das Chaos, die Panik.“ Trautwein erinnerte auch an diejenigen Menschen, die für Opfer, Angehörige und Trauernde da waren; etwa die Ersthelfer und Notfallseelsorger. „Die Ohnmacht teilen – für mich ist es die Urform des Trostes“, sagte sie.

13 Glockenschläge für die 13 Todesopfer vom Breitscheidplatz

Auch die aktuellen politischen Ereignisse holen bei der Generalsuperintendantin, die für den erkrankten Bischof Christian Stäblein eingesprungen war, alte Erinnerungen wieder hoch. „Ich sehe es in diesem Jahr auch noch einmal intensiver durch die grausamen Bilder des terroristischen Angriffs, des Massakers der Hamas auf Menschen in Israel. Die Angst, die Ohnmacht, der Schmerz. Manchmal ist alles wieder da.“

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Zahlreiche Menschen nahmen an der Gedenkveranstaltung teil. Credit: IMAGO/CTK Photo

Im Anschluss an die Andacht wurden vor den Stufen zur Gedächtniskirche am Breitscheidplatz die Namen der 13 Todesopfer verlesen. Auf den Stufen befindet sich seit Jahres das Mahnmal „Goldener Riss“, an dem die Namen und Nationalitäten der Verstorbenen zu lesen sind. Um 20.02 Uhr, dem exakten Zeitpunkt des Anschlags von 2016, schlug die Glocke der Kirche 13 Mal.

Was hat sich seitdem getan?

Das Attentat am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg ist bereits einige Jahre her, doch keineswegs vergessen. Passend dazu tritt ab dem 1. Januar ein verbessertes Opferentschädigungsrecht in Kraft, das die Politik im Rahmen einer Reform des „Sozialen Entschädigungsrechts“ bereits im Jahr 2019 beschloss.

Auch Pascal Kober, der Bundesbeauftragte für die Anliegen von Betroffenen bei terroristischen Anschlägen wie dem am Breitscheidplatz, bestätigte gegenüber dem „Tagesspiegel“, dass sie „aus dem Attentat von 2016 gelernt und einiges verbessert“ hätten. So ist sogar Kobers Stelle als Bundesbeauftragter aus den Vorfällen rund um den 19. Dezember 2016 erwachsen.


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In der Neuregelung ist nun eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel verankert. Die Entschädigungssummen haben sich annährend verdreifacht. Betroffene dauerhafter Gesundheitsschäden erhalten je nach Schwere der Einschränkung zwischen 400 und 2.000 Euro monatlich, Hinterbliebenen sollen auch höhere Beiträge zugestanden werden. Des Weiteren sind sogenannte „Trauma-Ambulanzen“ geplant, die schnellstmöglich psychologische Hilfe einleiten, um erlittene Traumata schneller behandeln zu können.


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Kober ist dennoch der Meinung, dass trotz der zahlreichen Anpassungen weiterhin viel Arbeit zu leisten ist. Er denke vor allem an Informationen und Aufklärung, da die Perspektive der Betroffenen nicht selten aus dem Blickfeld gerät. „Niemand ist jemals darauf vorbereitet, Opfer eines Terroranschlags zu werden“, resümiert er. (mit dpa)