Zu viel Arbeit, zu wenig Angestellte. Ein Besuch in den Ämtern Berlins führt nicht selten zahlreiche Menschen an die Grenzen ihrer Geduld. Einen Termin bei so manchem Amt zu bekommen wirkt allein schon wie eine Herkulesaufgabe und hat man es dann mal geschafft, bleibt einem das stundenlange Warten auf den Gängen der Ämter trotzdem nicht erspart.
Jeder, der in Berlin lebt und arbeitet, dürfte mit Sicherheit schon mal mit diesem Amt in Berührung gekommen sein: das Finanzamt. Insgesamt 21 verschiedene Finanzämter zählt das Land Berlin. Jeder Bezirk hat ein eigenes Finanzamt, hinzu kommen vier Finanzämter für Körperschaften, das Finanzamt für Fahndung und Strafsachen und das Technische Finanzamt. Und auch hier läuft es nicht rund.
Berlin: Anstehende Pensionierungen vergrößern die Sorge
Tatsächlich sind die Finanzämter der Stadt in puncto Personal derzeit sehr schlecht aufgestellt. Rund 6.500 Stellen sollten im Jahr 2023 besetzt sein. Der Stand Ende Juli zeigt allerdings, dass über 400 dieser Stellen nicht besetzt sind. Damit kommen die Finanzämter auf eine Unterbesetzung von über sechs Prozent. Die Senatsfinanzverwaltung hatte diese Zahlen auf eine schriftliche Anfrage des Linken-Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg herausgegeben.
Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, fehlen dabei besonders viele Mitarbeiten im Finanzamt für Fahndungen und Strafsachen. Rund jede fünfte Stelle sei hier unbesetzt. Zudem blickt man mit Sorge auf eine womöglich anstehende Pensionierungswelle unter den derzeit angestellten Fachkräften. Eine solche dürfte die Situation in den Ämtern nur noch verschlimmern.
Steuerrückstände in Berlin steigen
„Gerade jetzt, wo das Wirtschaftswachstum und die Steuereinnahmen einbrechen, muss gegen Steuerhinterziehungen und Steuervermeidungen konsequent vorgegangen werden. Es muss ein Konzept zur Besetzung der offenen Stellen, gerade bei den Finanzämtern für Körperschaften und Steuerfahndung, erarbeitet werden,“ so Schlüsselburg gegenüber dem „Tagesspiegel“.
In den letzten Jahren sind die Steuerrückstände in Berlin merkbar gestiegen. Im Jahr 2022 erreichte er die 580 Millionen Euro. Man könne diese Zahlen teilweise mit denen der Personalentwicklung erklären. Gab es in den Jahren 2015 bis 2017 sogar etwas zu viel Personal, fehlen seitdem von Jahr zu Jahr mehr Finanzbeamte.
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Die Zahl der Ausbildungs- und Studienplätze wurde zwar bereits von der Verwaltung erhöht, dennoch können womöglich nicht genug neue Mitarbeiter angeworben werden. Schlüsselburg sieht eine Lösung dieses Problems in einer „Abwerbekampagne bei Steuerbüros“. Ob das die Lösung sein könnte oder vielleicht eine Kombination dieser zwei Ideen, bleibt für den Moment noch offen.