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Berlin: Nach Sommerloch-Safari – DARUM halten sich Menschen einen Löwen

Die Berliner Löwin war doch nur ein Sommerloch-Tier. Dennoch hat der Fall einige Fragen aufgeworfen.

Löwe Berlin
u00a9 IMAGO/Scherf

Tierheim Berlin: Die Stadt der zurückgelassenen Tiere

Im äußersten Nordosten Berlins steht das Tierheim Berlin. Mit einer Fläche von 16 Hektar Land ist es das größte Tierheim Europas und wirkt wie eine kleine Stadt für zurückgelassene Tiere.

Es war ein echtes Spektakel, das sich am Donnerstag und Freitag in Berlin abspielte. Polizisten, Veterinäre und weitere Spezialisten suchten im Süden der Hauptstadt nach einer Löwin, die auf einem Video zu sehen gewesen sein soll. Nach gut 36 Stunden wurde die Suche abgeblasen.

Mehrere Experten hatten erhebliche Zweifel daran, dass es sich wirklich um eine Löwin gehandelt haben könnte. Viel wahrscheinlicher sei es, dass es sich um ein Wildschwein gehandelt habe. Und doch lenkte die Sommerloch-Safari die Blicke der Berliner auf zwei Fragen: Wieso ist es so einfach, sich einen Löwen anzuschaffen? Und wieso tut man so etwas?

Berliner Sommerloch-Safari: Wie kommt man an einen Löwen?

BERLIN LIVE hat bei der Tierschutz-Organisation Vier Pfoten nachgefragt. Demnach sei Deutschland einer der größten Absatzmärkte für exotische Heimtiere, erklärte Wildtier-Expertin Nadine D. Ronco Alarcón. Käufer konnten spontan und ohne Vorwissen exotische Tiere im Netz kaufen. Zwar bedürfe es offiziell einer Registrierung bei den Veterinärbehörden, doch die Realität sehe anders aus.

Die Behörden würden bei der Registrierung nicht hinterherkommen und hätten auch kaum die Möglichkeit zum Einschreiten, da die Regeln in den meisten Bundesländern ziemlich lasch sind. Vier Pfoten fordert hier eine bessere Regulierung über eine Positivliste, die festlegen soll, welche Tierarten für die Privathaltung geeignet seien.

Löwen-Halter sind nicht wie „Tiger King“

Doch wer sind diese Menschen, die im Netz Großkatzen und andere exotische Tiere kaufen? „Typische Großkatzenhalter gibt es nicht, auch wenn man bei der privaten Haltung von Großkatzen häufig das Bild vom ‚Tiger King‘ aus der berühmten Netflix Dokumentation im Kopf hat“, erklärt Nadine D. Ronco Alarcón. Man könne nicht mal verallgemeinern, dass es hauptsächlich reiche Menschen seien, die sich diese Tiere anschaffen. Schließlich würde ein kleiner Löwe bei einigen Züchtern nicht mehr als ein paar 1000 Euro kosten.

Viele Menschen würden sich Löwen, Tiger und Co. als „Status- oder Luxussymbol“ halten, so die Expertin. „Sie werden in Musikvideos und für Touristenfotos als Fotoprop ‚verwendet‘ – und manche wollen sie einfach im Haus oder Garten halten, um sie streicheln zu können.“ Das sei die traurige Realität.


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Dabei stelle die Haltung von Großkatzen außerhalb von zertifizierten Einrichtungen ein erhebliches Risiko für die Halter, die Tiere, aber auch die Öffentlichkeit dar. Heißt: Auch, wenn der Fall um die Berliner Löwin sich nun als Sommerloch-Safari entpuppte, komplett unrealistisch war das Szenario nicht.