Dass es in Berlin im Bereich der medizinischen Versorgung alles andere als rund läuft, ist längst kein Geheimnis mehr. Überlastete Ärzte, lange Wartezeiten und nur wenig Zeit für die Patienten – die Liste der katastrophalen Zustände ist lange.
Aber auch abgesehen von Arztpraxen gibt es Probleme. Die Medikamentenknappheit in Apotheken ist schon länger ein großes Problem für all jene, die auf ein Arzneimittel angewiesen sind. Derzeit gibt es Engpässe bei einer wichtigen Prophylaxe.
Berlin: Lieferschwierigkeiten bei Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil
Dabei geht es um die HIV-Prophylaxe PrEP (ausgeschrieben Präxexpositionsprophylaxe) . Ende November wandten sich die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG), die Vertretung ambulant tätiger HIV-Mediziner:innen (dagnä) und die Arbeitsgemeinschaft HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA) mit der Nachricht an die Öffentlichkeit.
In der gemeinsamen Mitteilung ist die Rede von massiv verschärften Lieferschwierigkeiten bei der Wirkstoffkombination Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil seit Mitte Oktober 2023. DAHKA-Vorstand Erik Tenberken warnt daher: „Uns gehen die Vorräte aus, wir können gerade nur irgendwie versuchen, die Löcher in der Versorgung zu stopfen.“
So viele Menschen nehmen das Medikament ein
Dagnä-Vorstandsmitglied Stefan Mauss macht unter Anbetracht dessen eine düstere Vorhersage: „Uns droht ein Anstieg der HIV-Neuinfektionen.“ Denn bei der PrEP handelt es sich um Tabletten, die Menschen einnehmen, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. In Deutschland nehmen nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts rund 32.000 Menschen das Medikament ein, berichtet der „Tagesspiegel“. Seit 2019 können Ärzte die PrEP als Kassenleistung verschreiben.
Apotheken in Berlin zu Engpässen
Ein Drittel der Verschreibungen kommt laut Robert-Koch-Institut aus Berlin. Wie kritisch ist also derzeit die Versorgungslage mit dem Medikament in der Hauptstadt? Annika Eschner, Filialleiterin der Regenbogen-Apotheke sagte dem „Tagesspiegel“: „Nur zwei unserer Großhändler können aktuell ausliefern, und auch nur das Medikament eines Herstellers.“ Und stellt klar: „Wir haben Engpässe.“
Ähnlich war die Lage offenbar zwischenzeitlich auch in der Medios-Apotheke. Dort wurden daher vorübergehend statt Drei-Monats-Packungen mit 90 Tabletten, nur Ein-Monats-Packungen mit 30 Tabletten an die Patienten abgegeben. Laut dem HIV-Schwerpunkt-Apotheker Dr. Frank Reißmann hätte sich die Lage im Vergleich zur letzten Woche aber wieder verbessert. Der „Tagesspiegel“ berichtet, dass die Medios-Apotheke inzwischen wieder Lieferungen von mehreren Herstellern erhält.
Mehr News aus Berlin:
Viele Menschen in Berlin verlassen sich auf die Prophylaxe und den Schutz vor einer HIV-Infektion, welche unbehandelt zu AIDS führen kann. Für sie bleibt zu hoffen, dass sich die Lage rund um Engpässe bei der PrEP vorerst beruhigt hat.