Das Olympiastadion in Westend im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist ein Relikt vergangener, dunkler Zeiten. Es wurde in den 1930er-Jahren von den Nazis für die Olympischen Spiele erbaut.
Mittlerweile wird es von Hertha BSC genutzt. Doch nach einer Sitzung des Berliner Senats am Dienstag (14. November) könnte es wieder seine alte Aufgabe bekommen und als Austragungsort der Olympischen Spiele fungieren.
Berliner Regierung träumt von Olympia
Anfang der 90er- Jahre wollte die damalige Landesregierung von Berlin es schon einmal wissen: Nach den ersten Spielen in der Hauptstadt 1936 sollte die olympische Flamme erneut in Berlin entfacht werden. Doch damals hat das nicht geklappt.
Die aktuelle Regierung, bestehend aus CDU und SPD, will es nun noch einmal wagen: mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung, dem sogenannten Memorandum of Understanding. Das verkündete der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Dienstag (14. November) in einer Pressekonferenz. Sie gilt als offizielle Bewerbung „für das Auswahlverfahren des“ Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), berichtet der „rbb.“ Die beiden Parteien haben den Willen zur Bewerbung zuvor im Koalitionsvertrag vereinbart.
Senat stimmt einstimmig für Bewerbung
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte bereits im September, es sei eine einmalige Chance, Berlin neben anderen deutschen Städten als Sportmetropole zu etablieren. Dies könnte auch unter nachhaltigen Bedingungen geschehen: „Die sportliche Infrastruktur in Berlin ist sehr gut, 70 Prozent von Olympischen Spielen könnten schon jetzt stattfinden. Berlin würde auch sehr davon profitieren – beim Ausbau der Infrastruktur oder beim Wohnungsbau„, so Wegner gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Auch interessant:
Seit Monaten wurde über eine Bewerbung für 2036 und 2040 diskutiert. Ersteres stand dabei in Hinblick auf das einhundertjährige Jubiläum der Nazi-Spiele in der Kritik. Unter anderem warnte die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Klara Schedlich, die Spiele in diesem Jahr auszutragen, wäre risikoreich. „Alle verbinden 1936 mit Propaganda, mit Rassismus, mit dem Dritten Reich.“
Berlin als weltoffener Gastgeber
Doch Wegners Sicht auf das Spektakel hat sich jetzt durchgesetzt. Er sieht in der Austragung die Möglichkeit, Berlin als weltoffenen Gastgeber zu präsentieren. „Die Spiele 2036 in Deutschland und Berlin hätten die Chance deutlich zu machen, dass Deutschland sich verändert hat. Dass Deutschland 100 Jahre nach den Nazi-Spielen eine stabile Demokratie ist. Dass Berlin eine bunte, eine vielfältige, eine diverse, eine offene Metropole ist“, erklärte er am Dienstag.
Der CDU-Mann zeigt sich begeistert von der einstimmigen Entscheidung des Senats. Er sagt: „Für mich haben die Special Olympics absolut Lust auf mehr gemacht. Deshalb wollen wir diese Chance ergreifen. Das ist nicht nur eine Chance für die Sportmetropole Berlin, sondern es ist auch eine Chance für Berlin an sich.“
Aussicht auf 150.000 neue Arbeitsplätze
Auch Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) ist enthusiastisch: „Berlin ist die Sportmetropole Deutschlands. Das können wir voller Stolz sagen.“ Sie verweist gleichzeitig auf die schon vorhandene Sport-Infrastruktur in der Stadt und verkündet: „Es werden keine neuen Spielstätten extra für Olympia gebaut.“ Stattdessen plane der Senat, die bisherigen Sportanlagen zu modernisieren und weiterzuentwickeln, um für die Spiele gerüstet zu sein.
Zugleich betont sie die Wirtschaftlichkeit der Bewerbung: Frankreich habe Zahlen veröffentlicht, nach denen dort durch die Olympischen Spiele 150.000 neue Arbeitsplätze entstanden seien. Das wäre auch für Deutschland möglich.
Mehr Nachrichten aus Berlin:
Neben Berlin hat auch München die Absichtserklärung unterzeichnet. Auch andere deutsche Großstädte werden derzeit vom DOSB umworben: Dazu zählen Hamburg und Leipzig.