Seit der Festnahme der ehemaligen, mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette (65) im Februar ist die Polizei bundesweit in heller Aufruhr. Denn der Erfolg ermutigt, bald auch auf die Spuren der noch flüchtigen Komplizen Burkhard Garweg (55) und Ernst-Volker Staub (70) zu kommen.
Wie jetzt bekannt wurde, konnte die Berliner Polizei dabei Mitte März einen Erfolg verbuchen: Garweg wurde gefasst! Zumindest fast.
Berlin: Polizei ringt Unschuldigen nieder
Es ist eine unglaubliche Geschichte. Andreas Weiser (67) ist Autor und Musiker. Er lebt in Berlin. Am 12. März fuhr er nichtsahnend mit dem Bus durch Steglitz-Zehlendorf. Als er dort gerade an der Billy-Wilder-Promenade aussteigen wollte, steht plötzlich nicht etwa seine Frau hinter ihm, nein. Sondern mehrere, schwer bewaffnete und vermummte Polizisten.
+++ Berlin: Behörden entdecken Geheimversteck der RAF +++
„Runter, auf den Boden, runter!“, brüllten sie, erzählt Weise dem „Tagesspiegel“. Als er aus Schock nicht sofort reagiert hat, rissen ihn drei oder vier von ihnen zu Boden. „Ich habe sofort gedacht: Scheiße, die denken, ich bin der Terrorist Garweg. Mir war klar: Die haben mich verwechselt.“
Den Polizisten war das aber alles andere als klar. Auch nachdem er das mehrmals beteuert hatte.
„Da kommen einem schon Zweifel“
Mit Handschellen wurde er etwa 45 Minuten in einem Polizeiauto festgehalten. Währenddessen wurden seine Dokumente geprüft. Weiser erklärt dem „Tagesspiegel“, er sei immer froh gewesen, in einem Rechtsstaat mit klaren Regeln zu leben. „Aber da kommen einem schon Zweifel.“
Doch nach der biometrischen Überprüfung dann die Entwarnung: Er darf gehen.
Für Weiser war das ein schockierender Nachmittag. Im Nachhinein sei ihm klar geworden, was alles hätte passieren können. „Das sind ja entsicherte Waffen, die die einem vorhalten.“
Widersprüchliche Statements der Polizei
Wie konnte es so weit kommen? Eine Frage die sich Weiser schon vor Ort gestellt hat. Laut dem Einsatzleiter habe ein Polizist in Zivil die Einsatzkräfte informiert. Doch das bei den Ermittlungen zuständige Landeskriminalamt Niedersachsen erklärt auf Anfrage des „Tagesspiegels“, dass der Hinweis aus der Bevölkerung gekommen sei.
Mehr Nachrichten aus Berlin:
Weiser hat da aber eine ganz andere Vermutung: Er spielt in einer brasilianisch-deutschen Band und hat Kontakte in die Berliner Capoeira-Szene, in der sich auch Daniela Klette jahrelang aufgehalten hat. Vielleicht seien die Ermittler also so auf ihn gekommen, erklärt er. Ob er damit recht hat, wird er wahrscheinlich nie erfahren.
Eine Konsequenz zieht er aber trotzdem: „Meinen schwarzen Hut trage ich jetzt erst einmal nicht mehr.“ Diesen hatte er nämlich an dem besagten Dienstagnachmittag an. Damit ist aber Schluss. Er hat Sorge, dass dieser ihn verdächtig aussehen ließ.