Dass es an den Berliner Schulen Gewaltprobleme gibt, ist kein Geheimnis. Vor knapp 20 Jahren wandten sich die Lehrer der Rütli-Schule in Neukölln an die Öffentlichkeit, um über die untragbaren Zustände zu sprechen. Seitdem hat sich anscheinend nicht viel getan. Eher im Gegenteil.
Laut neuen Statistiken und Einschätzungen haben sich die Zustände an den Berliner Schulen sogar verschlechtert. Die Berliner Polizei schlägt jetzt Alarm und fordert drastische Maßnahmen, um die Gewalt an den Schulen zu bekämpfen.
Berlin: Mehr Gewalt an Schulen
Die Zahl der erfassten Gewalttaten an Berliner Schulen ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Das geht aus Statistiken hervor, die die Polizei der dpa mitteilte. Obwohl die endgültigen Zahlen für das Jahr 2023 noch nicht vorliegen würden, könne man bereits eine deutliche Steigerung zu den Vorjahren erkennen.
Auch interessant: Berlin: Reizgas in Schule versprüht – Großeinsatz in Wilmersdorf
Laut der Polizeistatistik wurden 2021 insgesamt 1133 Rohheitsdelikte (Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit) an Berliner Schulen verzeichnet. 2022 waren es mit 2344 Delikten mehr als doppelt so viele.
Für 2023 sei eine „erneute deutliche Steigerung der Fallzahlen“ zu verzeichnen. Laut Polizeipräsidentin Barbara Slowik gab es seit 2019 eine Zunahme um 23 Prozent bei Rohheitsdelikten. Die Zahlen sind also trotz Berücksichtigung der Corona-Pandemie gestiegen.
Die Gewerkschaft der Polizei äußert sich
Laut dpa handele es sich bei den Delikten vorrangig um einfache Körperverletzung. Im Jahr 2022 gab es davon 1379. Gefährliche Körperverletzungen wurden in dem Jahr insgesamt 370 Mal und Bedrohungen 361 Mal registriert. Im zweistelligen Bereich lagen Raub (62) und Nötigungen (79).
Nicht nur Schüler, sondern auch immer mehr Lehrer würden Opfer von Gewalttaten an Berliner Schulen. „Im Jahr 2023 ist auch hierbei eine Steigerung der erfassten geschädigten Lehrkräfte in Schulen zu verzeichnen“, so die Polizei.
Mehr News aus Berlin:
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert jetzt drastische Änderungen. „Es kann keinen überraschen, dass die Straftaten an Berlins Schulen ansteigen, denn wir erleben in unserer gesamten Gesellschaft einen Verlust an Respekt und Kompromissbereitschaft sowie einen Anstieg des gewalttätigen Meinungsaustauschs“, so GdP-Landeschefs Stephan Weh.
„Wir werden aber ebenso wenig vor jede Schule Polizisten stellen können, wie es Lehrkräften möglich ist, demokratische Werte und gesellschaftliche Normen zu vermitteln, wenn das Elternhaus diese nicht vorlebt.“