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Berlin: Nachfrage nach Therapieplätzen steigt – ist die Hauptstadt gut aufgestellt?

Trotz voller Betten und langen Wartezeiten: Immer mehr Menschen suchen einen Therapieplatz. Auch in Berlin.

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Wie wirksam sind Online-Therapien?

Die Nachfrage nach Psychotherapie hat stark zugenommen. Online-Therapien sollen hier Abhilfe schaffen. Doch wie wirksam sind sie?

Wer in Berlin nach einem Therapieplatz sucht, kennt das Problem: ewige Wartezeiten und volle Betten in den Kliniken. Therapeutische Einrichtungen stoßen teilweise schon jetzt an ihre Belastungsgrenzen.

Nicht nur die Psychiatrien, auch niedergelassene Psychologen könnten bald an ihr Limit kommen, denn der Bedarf an psychologischer Betreuung steigt an.

Berlin: immer mehr Menschen auf Therapieplatz-Suche

Aus der Antwort der Gesundheitssekretärin Ellen Haußdörfer auf eine Anfrage der Grünen geht nun hervor: Die Nachfrage nach Therapieplätzen ist hoch. In den Jahren 2018 bis 2023 hat die Fallzahl bei Kinder- und Jugendtherapeuten um 44 Prozent, bei Erwachsenen um 25 Prozent zugenommen. Grund dafür sind unter anderem die sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie und die aktuellen Krisen.

Haußdörfer weist auch darauf hin, dass „psychiatrische Angebote für eine individuelle, bedarfsgerechte Versorgung gegebenenfalls nicht immer zeitnah oder ausreichend zur Verfügung gestellt werden können.“ Das betrifft vor allem Berlin, wo der Bedarf an Plätzen besonders hoch ist. Doch ist die Hauptstadt gut, für die hohe Therapienachfrage gewappnet?

Therapieplatzsuche in Berlin: Wirklich so schlimm?

Die Suche nach einem Therapieplatz stellt Menschen vor unzählige Herausforderungen. Zu der Angst, sich um einen Platz zu bemühen, kommen weitere Hindernisse hinzu, die den Betroffenen in den Weg gelegt werden: Unzählige Absagen wegen zu hoher Nachfrage und lange Wartezeiten gehören dazu.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die monatelangen Wartezeiten für einen Therapieplatz zu reduzieren. In Berlin liegen diese laut einer Studie der Bundes Psychotherapeuten Kammer (BPtK) bei etwa 13 Wochen und sind damit sieben Wochen kürzer als im bundesweiten Durchschnitt.

Hohe Therapeuten-Dichte in Berlin

Mit 72 Therapeuten pro 100.000 Einwohnern hat Berlin die höchste Therapeuten-Dichte aller Bundesländer. Der Versorgungsgrad liegt bei insgesamt 174,3 Prozent. Als gut gilt ein Versorgungsgrad von 105 Prozent. Allerdings ist die Versorgung mit Therapieplätzen sehr unterschiedlich verteilt. Während es im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eine Versorgung von 344,7 Prozent gibt, sind es in Marzahn-Hellersdorf nur 105 Prozent.


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Die Berliner Versorgung mit Therapieplätzen ist formal also sehr gut. Das Angebot an Plätzen liegt sogar über dem Bedarf. Aber dieser steigt auch stetig an: Im Jahr 2021 entfielen erstmalig die meisten Fehltage von Berufstätigen auf psychische Erkrankungen. In den stationären Psychiatrien sind 90 bis 100 Prozent der Betten stets belegt.