Deutschland gilt weltweit als echte Biernation. Allerdings kämpfen die deutschen Brauer seit einigen Jahren mit Absatzschwierigkeiten – denn es wird hierzulande immer weniger Bier getrunken.
Auch wenn die Brauerei Schneeeule aus dem Wedding seit jeher auf Craft Beer und Berliner Weiße setzt, ist hier nun nach neun Jahren Schluss. BERLIN LIVE hat mit Gründerin und Braumeisterin Ulrike Genz über die aktuellen Probleme gesprochen.
Die Craft-Beer-Brauerei Schneeeule aus dem Berliner Wedding sagt „Tschüss“
Für Ulrike Genz steht fest, dass die Menschen einfach nicht mehr so viel Geld zur Verfügung haben und sich deswegen genau überlegen, wofür sie es ausgeben. „Das merken wohl alle in Szene, so Genz. „Ob groß oder klein. Die Leute haben weniger Geld und denken dreimal drüber nach wofür sie das Geld ausgeben.“
„Kleine Brauereien wie meine, mit geringer Kapitaldecke, trifft das besonders hart“, so die Berliner Braumeisterin. „Zudem war für mich der Export wichtig, und starke Märkte für spezielleres Bier – wie zum Beispiel die USA und Großbritannien – sind aus den bekannten Gründen weggebrochen. Aber auch in Europa ist die Zurückhaltung im Augenblick groß. Es sind ungewisse Zeiten für alle.“
Die traditionelle Berliner Weiße ist in der Hauptstadt nur noch selten zu finden
Auf die Frage, ob die Berliner Weiße in der Hauptstadt noch als Tradition gepflegt wird, erklärt Genz gegenüber der Redaktion: „Was heute als Berliner Weiße verkauft wird, hat mit dem Produkt nach historischem Rezept und Herstellungsverfahren, wie ich es anbiete, nichts zu tun. Die historische Weiße braucht keinen Sirup und wird mit speziellen Hefen nachvergoren, sodass das lebendige Bier in der Flasche nachreifen kann.“
„Wenn man etwas dazu oder darin trinken will – dann mit „Strippe“, Kümmelschnaps oder Bitterorangelikör“, so Ulrike Genz. „Durch die Reifung verändert sich der Geschmack und CO2-Gehalt im Bier, es wird weniger sauer, feinperliger und generell sektartiger. Daher ja auch „Champagner des Nordens“. Das geht mit der industriell hergestellten Weißen, die es heute überall gibt, nicht.“
„habe den Keller noch voller gereifter Schätze, Experimente und Kleinstauflagen“
„Unsere japanischen und chinesischen Importeure haben zum Abschied nochmal ordentlich zugeschlagen“, berichtet die Braumeisterin der Berliner Schneeeule. „Aber bis Ende September wird mir das Bier in meinem Ausschank in der Ofner Straße nicht ausgehen. Ich habe den Keller noch voller gereifter Schätze, Experimente und Kleinstauflagen. Wer da noch was von vor Ort probieren oder mitnehmen will, sollte also nochmal im Wedding in der Ofener Strasse 1 vorbeikommen.“
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Wenn die Schneeeule Ende des Monats für immer schließt, will Ulrike Genz erst einmal ein paar Wochen „so etwas wie Urlaub“ machen – denn den hatte sie seit Jahren nicht mehr. Danach will sie sehen, was sich ergibt.
„Vermissen werde ich ganz sicher die tollen Events, zu denen ich weltweit eingeladen war, um die echte Berliner Weiße zu präsentieren“, so Genz zu BERLIN LIVE. „Mit anderen Interessierten leidenschaftlich über Bier diskutieren und auch die Begeisterung der Leute, die sich darauf einlassen und dann erkennen, was echte Berliner Weiße sein kann.“

