Das Brandenburger Tor zählt zu den touristischen Highlights Berlins. Am westlichen Ende der Prachtstraße Unter den Linden gelegen strömen täglich Tausende dorthin. Im September vergangenen Jahrs bot sich ihnen dann ein Bild, das polarisierte: Denn Aktivisten der Letzen Generation hatten das über 200 Jahre alte Wahrzeichen damals mit Farbe besprüht.
Am Dienstag (23. April) beginnt der Prozess gegen Regina S., Lennart W. und Winfried L., denen Sachbeschädigung vorgeworfen wird. Die Bilder des besprühten Tores gingen damals um die Welt – jetzt melden sich die Angeklagten zu Wort.
Letzte Generation: Das sagen die Aktivisten
In einer Pressemitteilung äußerte sich die Letzte Generation jetzt zu dem anstehenden Prozessauftakt. Mit dabei waren auch Einlassungen der Angeklagten, die die ihnen zur Last gelegten Taten in den Kontext der Klimakatastrophe stellen. „Klimaschutz ist Teil unserer Verfassung. Und Klimaschutz ist ein Menschenrecht“, stellt etwa Regina S. klar. Die Medizinstudentin jobbt nebenbei auf einer Intensivstation.
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Die Klimakatastrophe fordere auf der ganzen Welt Menschenleben – auch in Deutschland, macht die 22-Jährige in ihrem Statement klar: „Sie sterben in der Klinik, in der ich mein FSJ gemacht habe, in der Klinik, in der ich gerade arbeite und in den Kliniken, in denen ich irgendwann mal arbeiten werde.“ Die Aktion der Letzten Generation am Brandenburger Tor sei für sie daher wichtig gewesen: „Ehrlich gesagt, es wäre falsch, es nicht zu tun.“
Wissenschaftliche Argumente für den Protest
Lennart W., der sich morgen ebenfalls vor Gericht verantworten muss, studiert Luft- und Raumfahrttechnik. Jedes Mal, wenn wir ein Flugzeug besteigen, legten wir unser Leben in das Vertrauen in die wissenschaftliche Expertise der Ingenieure, erklärt er in seiner Einlassung. Dass sich so viele Menschen vor wissenschaftlichen Daten rund um den Klimawandel verweigern, stellt den Aktivisten der Letzten Generation vor ein Rätsel.
Der radikale Protest sei ihm nicht leichtgefallen – vor allem, als bekannt wurde, wie tief die Farbe in den großporigen Stein des Brandenburger Tors gedrungen war. Doch weil die Politik weltweit zu wenig gegen die drohende Katastrophe unternehme, habe er an der Aktion der Letzten Generation teilgenommen: „Unter anderen Umständen hätte ich das niemals getan. Unter diesen Umständen halte ich es für das Richtige.“