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Miete in Berlin: Schwerkranke Frau gesteht – „Das macht mir mehr Angst als der Krebs“

Eine Wohnung in Berlin zu finden, ist alles andere als leicht – sie dann auch noch auf Dauer behalten zu dürfen, nahezu der Jackpot.

Miete in Berlin
u00a9 IMAGO/CHROMORANGE

Miete in Berlin: Wohnen wird immer teurer

Berlin war mal ein gutes Pflaster für günstige Mieten. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Seit dem Jahr 2012 haben sich die durchschnittlichen Wohnungspreise in der Hauptstadt von 6,65 Euro pro Quadratmeter auf 12,92 Euro pro Quadratmeter verdoppelt.

Der Wohnungsmarkt in Berlin könnte wohl kaum gnadenloser sein. Während die Mietpreise immer weiter in die Höhe schießen, ist der Wohnraum mehr als knapp. Sobald ein Objekt frei steht, stürzen sich tausende Interessenten bei der Besichtigung darauf.

Wer also gerade das Glück hat, ein bezahlbares Dach über dem Kopf zu haben, sollte dieses bestenfalls behalten. So hatte es auch Sylvia K. aus Rixdorf im Berliner Bezirk Neukölln vor. Doch jetzt kommt alles anders als geplant.

Miete in Berlin: Wohnung wird zum Rückzugsort

2010 wurde bei der 57-Jährigen Brustkrebs diagnostiziert. Ihre Arbeit kann die Frührentnerin nicht mehr verrichten. „Ich habe Metastasen in der Lunge und einen Tumor an einer Rippe, Wasser in der Lunge. Der Krebs ist aggressiv, nicht heilbar“, erzählte Sylvia gegenüber „B.Z“.

Die Frau ließ bereits mehrere Chemotherapien über sich ergehen. Ihre Zwei-Zimmer-Wohnung wurde zu ihrem Rückzugsort – und den soll Sylvia nach rund 22 Jahren nun räumen. Der Grund: Ihre vor wenigen Jahren gewechselte Eigentümerin schickte ihr eine Kündigung wegen Eigenbedarf.

Eigentümerin meldet Eigenbedarf an

„Der Sohn der Eigentümerin studiert in Potsdam. Er braucht die Wohnung“, erläuterte Sylvia die Begründung. Mit ihrer geringen Rente findet die 57-Jährige jedoch alles andere als einfach eine neue Bleibe: „Als Bezieherin von Grundrente wurde ich mehrfach abgelehnt. Ich habe große Angst davor, es nicht mehr zu packen. Hier ist mein Rückzugsraum.“

Sofort schaltete die schwerkranke Frau ihren Anwalt ein – bisher ohne Erfolg. Auch ein Schreiben auf Anraten ihrer Betreuerin der Krebsberatungsstelle an den Regierenden Bürgermeister Wegner verlief ernüchternd. Die Antwort: „Aufgrund des derzeit sehr angespannten Berliner Wohnungsmarktes gestaltet sich die Wohnungssuche, speziell für diejenigen, die über geringe finanzielle Mittel verfügen, oftmals schwierig. Leider ist es nicht möglich, bei der Vermittlung einer Wohnung zu unterstützen.“

Berliner Mieterin: „Will in meiner Wohnung sterben“

Obwohl sich Sylvia in Sachen Miete nie etwas zu Schulden kommen ließ, drohe ihr nun vermutlich eine Räumungsklage. Ist der letzte Ausweg tatsächlich ein Obdachlosenheim? Dabei hat die schwerkranke Frau doch nur einen Wunsch: „Ich will in meiner Wohnung sterben.“


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Die kommenden Wochen sind für Sylvia allerdings alles andere als gewiss: „Das macht mir mehr Angst als der Krebs.“ Dass sie stark und tapfer ist, hat sie längst bewiesen. Und genau deshalb wird sie wieder kämpfen – hoffentlich mit einem positiven Ende.