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Berlin: Personalmangel und fehlende Gelder – hier werden Schwangere im Stich gelassen

Wer in Deutschland ungewollt schwanger wird, es aber nicht bleiben möchte, muss ein Beratungsgespräch wahrnehmen. In Berlin in das kaum möglich.

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Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Für viele Frauen ist es ein freudiges Ereignis, wenn sie feststellen, dass sie ein Baby erwarten. Aber nicht immer sorgt eine Schwangerschaft für Glücksgefühle. Es gibt zahlreiche Gründe, warum Frauen darüber nicht gerade begeistert sind.

Eine mögliche Option stellt dann ein Schwangerschaftsabbruch dar. Doch bevor ein solcher Schritt tatsächlich vollzogen werden kann, muss laut aktuellem Recht eine Schwangerschaftskonfliktberatung in Anspruch genommen werden. Doch wie der „Tagesspiegel“ schreibt, fehlen in Berlin Gelder und Personal dafür. Schwangere werden dadurch im Stich gelassen.

Berlin: Weniger Geld für Beratungsstellen

Wie fast alle Dinge in Deutschland sind auch Schwangerschaftsabbrüche in einem Gesetz geregelt. Das sogenannte Schwangerschaftskonfliktgesetz schreibt vor, dass eine Schwangerschaftskonfliktberatung stattgefunden haben muss, bevor ein Schwangerschaftsabbruch straffrei erfolgen kann. Sollte eine Schwangere einen Abbruch in Erwägung ziehen, soll sie nach Gesetz „unverzüglich“ beraten werden.

„Soll“, denn in Berlin ist das schon lange nicht mehr der Fall. Und die Situation könnte sich weiter verschlechtern, wenn der aktuelle Haushaltsentwurf für das Land Berlin nicht angepasst wird, so der „Tagesspiegel“. Für die kommenden beiden Jahre sind im Entwurf des Senats für „Beratungsstellen nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz“ circa 9,2 Millionen Euro eingeplant. 1,2 Millionen Euro weniger als noch 2022 und 2023.

Erheblicher Personalmangel: Nicht alle Schwangeren können beraten werden

Eine versehentliche Kürzung gibt Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) zu. Christian Zander, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, versteht das Entsetzen der Betroffenen über diesen Fehler. Zwar kann er derzeit noch nichts versprechen, aber sagt: „Wir suchen nach Mitteln und Wegen, die Finanzierung wieder hochzusetzen.“

Doch nicht nur fehlende Gelder sorgen für Probleme. Sondern auch fehlendes Personal. Eigentlich sieht das Schwangerschaftskonfliktgesetz vor, dass Berlin mindestens einen Berater pro 40.000 Einwohnern vollzeitbeschäftigen muss. Allerdings fehlten jüngst 11,42 dieser Vollzeitstellen. Die Folgen sind deutlich spürbar für alle Frauen, die ein Beratungsangebot bei einer der Konfliktberatungen in Anspruch nehmen müssen. Astrid Lück vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin erklärt dazu: „Die Beratungsstellen müssen jede Woche Frauen ablehnen, die beraten werden wollen.“

So gehen Beratungsstellen mit mangelndem Personal um

Laut Tagesspiegel sind die verschiedenen Träger der Beratungsstellen überlastet. Beim Paritätischen Wohlfahrtsverband mussten alleine im ersten Halbjahr 2023 597 Frauen abgewiesen werden. Bei Pro Familia werden zahlreiche Überstunden angehäuft.


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Vor allem bei den Schwangeren dürfte die Suche nach einer Beratungsstelle für zusätzlichen Frust und Kummer in einer eh schon schwierigen Situation sorgen. Auch für sie bleibt zu hoffen, dass zumindest die finanziellen Mittel für Beratungsstellen im kommenden Haushalt doch noch erhöht werden.