Das Tierheim Berlin ist voll. Auf den insgesamt 16 Hektar Fläche finden die Mitarbeiter keinen Platz mehr – nicht einmal mehr für einen Hund. Aufnahmestopp und lange Wartelisten, wer hier sein Tier abgeben will, muss sich wohl einige Zeit gedulden.
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Nicht nur die schiere Masse an Tieren im Tierheim Berlin sind das Problem. Denn viele von ihnen könnten nicht einmal so schnell ein neues Zuhause finden, wie sie wollen.
Tierheim Berlin: Viele Hunde sind schwer vermittelbar
Kaum erzogen oder sozialisiert, 90 Prozent haben schon mal einen Menschen gebissen – viele Hunde im Tierheim will keiner haben. Sie werden als schwer vermittelbar quasi gebrandmarkt und füllen die Räumlichkeiten des Tierheims immer mehr. So sehr, dass ein Aufnahmestopp verhängt werden musste. Zu dem Thema hat BERLIN LIVE auch ein Interview mit einer Sprecherin des Tierheims geführt.
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Viele wurden während der Corona-Pandemie als süße kleine Welpen angeschafft. Doch kamen ihre Besitzer dann mit den heranwachsenden Hunden nicht mehr klar. Hundeschulen hatten zu und sie waren überfordert mit den Tieren.
Das dürfte auch „Victor“ passiert sein, wie ein Tierpfleger vermutet. Der zweieinhalb Jahre alte kaukasische Schäferhund ist schnell von einem plüschigen Welpen zu einem 55 Kilogramm schweren Hütehund herangewachsen. Zudem wird seine Rasse als „vermutlich gefährlich“ eingestuft – sicherlich ein Fakt, über den sich seine Halter nicht informiert hatten.
Haustierverkäufe boomen
Victor ist aber nur ein Beispiel für Tausende Hunde in Berlin oder auch ganz Deutschland, die ins Tierheim abgeschoben wurden. Entweder wegen Verhaltensauffälligkeit, dem Ende der Pandemie oder den gestiegenen Kosten für Futter und Tierärzte – immer mehr Haltern wollen ihre Tiere nun wieder loswerden. Gleichzeitig werden immer mehr Tiere verkauft.
Der Haustierboom hält seit Jahren an, wie der „Spiegel“ berichtet. 2009 gab es noch 22,6 Millionen Haustiere in deutschen Haushalten, 2019 waren es schon 34 Millionen. Und 2020 sind die Verkäufe noch einmal um 20 Prozent gestiegen.
Tierheim Berlin: „Werden eigenen Ansprüchen nicht gerecht“
Die Tierpfleger in Berlin wissen sich nur noch so zu helfen, dass sie teilweise Hunde mit nach Hause nehmen. Und selbst das Kleintierhaus ist voll. Denn zusätzlich werden sie mit einer „Flut von Anfragen von Veterinärämtern“ konfrontiert. Denn in Tierheimen kommen ebenfalls Tiere aus Beschlagnahmungen unter.
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Und auch diese werden immer mehr. „Wir werden unseren eigenen Ansprüchen derzeit nicht gerecht“, bedauert Mareen Esmeier, Leiterin des Berliner Tierheims, gegenüber dem „Spiegel“. Da muss sich bald etwas ändern. Der illegale Welpenhandel, die unzureichende Kontrolle beim Hunde-Import aus dem Ausland, die fehlende Kompetenz der Halter und die kriselnde Finanzierung der Tierheime – das alles trägt dazu bei, dass sich die Tierheime deutschlandweit kaum noch über Wasser halten können. Irgendwann könnte das System kollabieren.