Die diesjährige Wahl in Berlin soll alles gut machen, was beim ersten Anlauf 2021 so falsch gelaufen ist. Und das war so einiges: Keine Stimmzettel, zu wenig Personal – die Liste der Probleme war lang.
Steht die Hauptstadt dieses Mal vor ähnlichen Problemen? BERLIN LIVE hat bei Wählern in Pankow nachgefragt. Dort muss die Wahl in knapp 85 Prozent der Urnenwahlbezirke wiederholt werden.
Wahl in Berlin: Wähler sind sich einig
Ingrid kommt gegen 13 Uhr mit ihrem Mann Fabian und ihren beiden Kindern aus der Schule am Senefelderplatz. Für sie war klar, dass sie erneut den Gang zur Wahlurne antritt. „Man muss sich an der Demokratie beteiligen, sonst bringt sie nichts“, erklärt die 38-Jährige im Gespräch mit BERLIN LIVE.
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Sie führt aus: „Es ist unmöglich, dass die Wahl in Berlin 2021 so schief gelaufen ist. Sie zu wiederholen, finde ich deshalb umso nötiger!“ Auch in Zeiten des Rechtsrucks ist die Wahl und die Beteiligung an ihr ein wichtiges Zeichen. Für die Mutter könne auf diese Weise die Mehrheit der Gesellschaft abgebildet werden.
Und wie lief es nun vor Ort? Im Gegensatz zu 2021 sei alles toll verlaufen, erklärt ihr Mann. So habe es keine langen Wartezeiten gegeben.
„Fehler passieren. Es ist wie es ist“
Franz Schuhmacher sieht es ähnlich. Gegenüber BERLIN LIVE sagt der 54-Jährige: „Letztes Mal war es echt voll und das, obwohl ich schon ein paar Tage vorher meine Stimme abgegeben habe. Schon da war eine lange Schlange. Aber dieses Mal sieht es besser aus.“
Sauer ist er deshalb aber nicht: „Fehler passieren. Es ist wie es ist. Dafür leben wir in einer Demokratie. Ich finde es toll, dass die Wahl jetzt wiederholt wird.“
Nicht alle Wähler sind erfreut
Doch dass das so lange gedauert hat, ist für manche Wähler ein Unding. Matthias Senoner hatte darüber schon einige Diskussionen mit seiner Frau. Für ihn seien fast drei Jahre nach der ersten Wahl viel zu spät. „Man sollte im Wahlgesetz aufnehmen, dass man sich eine Zweitwahl sparen kann, wenn mindestens die Hälfte der Legislaturperiode vorbei ist“, erklärt der 73-Jährige.
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Auch seine Frau Gerhild Etzold findet das schwierig. „Wir haben im Moment so viele Probleme, und sich dann diese Kosten und Mühen für einen neue Wahl zu machen, finde ich nicht gerechtfertigt. Ich glaube auch nicht, dass die Wahl genug Bedeutung hat, um in der aktuellen Politik etwas zu ändern.“
In Anbetracht der Tatsache, dass der Anteil derer, die am Sonntag in Berlin wählen dürfen, auf Bundesebene nur 0,9 Prozent beträgt, ist das wahrscheinlich richtig. Schließlich sind nur kleine Verschiebungen möglich: Nur wenige Abgeordnete könnten ihren Sitz im Bundestag verlieren und wenige andere dafür neu ins Parlament einziehen.
Doch eines ist für die Seniorin trotzdem sicher: „Nicht zu wählen, ist natürlich auch keine Option.“