Seit 1988 ist Juri Schaffranek hauptberuflich als Streetworker bei Gangway e.V. auf den Berliner Straßen unterwegs. Als früherer Weggefährte von Christiane Felscherinow, die durch das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ als Christiane F. bekannt wurde, kennt der Ur-Berliner die Szene wie kein anderer. Was er in all den Jahren zu Gesicht bekommen hat, lässt sich kaum in Worte fassen…
Obdachlosigkeit und Drogenkonsum gehören zur Tagesordnung. Neben tragischen Schicksalen erlebt Juri bei der Zusammenarbeit mit den Betroffenen aber auch immer wieder Lichtblicke. Im Gespräch mit BERLIN LIVE erzählt er von genau so einem Erlebnis – und macht damit anderen Betroffenen Mut!
Brennpunkt Berlin: Obdachlosigkeit und Drogenkonsum
Auf die Frage, ob es denn schon Situationen gab, in denen er das Gefühl hatte, jede Hilfe komme zu spät, antwortet Juri erschreckenderweise mit den Worten: „Eine ganze Menge!“ Doch immer öfter werde er auch von Personen überrascht, die motiviert sind, ihr Leben künftig in den Griff zu kriegen. Dabei kommt ihm sofort die Geschichte eines Mannes in den Sinn.
„Ich erinnere mich an einen Fall, wo sich jemand so dermaßen abgeschossen hat“, verrät der inzwischen 64-Jährige. Das Leben des Betroffenen könnte man am besten unter dem Motto „Close to the edge“ (zu deutsch „Am Rande des Abgrunds“) beschreiben. Der Heroin abhängige Mann stand immer wieder kurz vor dem Ende, wurde sogar mehrfach wegen einer Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert.
Brennpunkt Berlin: Streetworker gab Hoffnung fast auf
„Man dachte, irgendwann überlebt er es einfach nicht mehr“, erinnert sich Juri. Er habe ihn dann zwar noch zu einer Einrichtung gebracht, die ihn wieder auf den richtigen Weg bringen sollte, doch kurz darauf verlor man sich aus den Augen. „Bei seiner Haltung dachte ich mir, dass da wohl leider nichts mehr draus wird“, gibt der Streetworker offen und ehrlich zu.
Rund drei Jahre später folgt dann allerdings die große Überraschung. „Wir trafen uns wieder und er lud mich zu sich nach Hause ein. Seine erste eigene Wohnung, die er überhaupt hatte“, erzählt Juri. Zwar war der Streetworker von einem Springbrunnen mit LED-Lichtern, der als Einrichtungsgegenstand diente, irritiert. Doch das zählte in diesem Moment gar nicht. „Er war total stolz und das hat mich berührt. Da bleibt einem echt der Kloß im Hals“, so Juri.
Streetworker: „Ein Neuanfang ist immer möglich!“
Während für einige von uns ein Dach über dem Kopf als etwas vollkommen Selbstverständliches gilt, können andere davon nur träumen. Gerade in den Kreisen, in denen Juri arbeitet, ein großer Ansporn: „Er hat die Kurve gekriegt!“
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Vom klassischen Sucht-Dasein zurück in die Gesellschaft gekämpft. „Ein Neuanfang ist immer möglich“, stellt Juri klar. Man muss es nur selbst wollen.