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Kottbusser Tor: Nach Kritik an Kotti-Wache – „Hätten andere Sachen gebraucht“

Anfang 2023 wurde die Kotti-Wache am Berliner Brennpunkt Kottbusser Tor eröffnet – doch war sie wirklich notwendig?

Kotti
© IMAGO/A. Friedrichs

Sicherheit für Berlin: Polizei, Feuerwehr und Co.

Sie sollen in Berlin für Sicherheit sorgen: Polizei, Feuerwehr und Co. Bei der Berliner Polizei sind derzeit über 27.000 Bedienstete beschäftigt. Jeden Tag gehen über den Notruf 110 in der Einsatzleitzentrale 3.700 Anrufe ein. Das sind 1,34 Millionen Anrufe im Jahr.

Das Kottbusser Tor ist einer der Brennpunkte in Berlin. Immer wieder kommt es zu Straftaten wie Diebstahl, Körperverletzung und Co. Ob sich das Problem durch erhöhte polizeiliche Präsenz in den Griff bekommen lässt?

Diese Frage stellte sich auch die Hauptstadt und eröffnete Mitte Februar 2023 die Kotti-Wache. Seitdem hagelte es für die Polizeiwache allerdings immer wieder Kritik. Wie sehen das die Beamten selbst? BERLIN LIVE hat nachgehakt.

Kottbusser Tor: War der Bau der Polizeiwache notwendig?

So wirklich attraktiv klang der Einsatzort am Kottbusser Tor für die Berliner Beamten zum Start der Kotti-Wache nicht – und das ist auch heute noch nicht der Fall. „Es ist in der Tat so, dass die Personen nicht freiwillig an der Kotti-Wache eingesetzt werden wollten“, bestätigte Benjamin Jendro, Sprecher der Polizeigewerkschaft in Berlin. Lediglich eine Person habe sich damals aus freiem Willen gemeldet.

„Wenn man sich bei der Berliner Polizei umhört, werden Sie kaum jemanden finden, der sagt, dass man die Kotti-Wache gebraucht hätte – wir hätten ganz andere Sachen gebraucht“, stellte Jendro gegenüber unserer Redaktion klar. Doch die Polizeiwache am besagten Brennpunkte war in erster Linie ein politischer Wunsch. „Sicher noch keine Erfolgsstory, aber es wäre auch vermessen, das jetzt schon bewerten zu können“, betonte der Sprecher.

Einsatzkräfte meldeten sich nicht freiwillig für Kotti-Wache

„Fakt ist, dass die Innensenatorin und die Polizeiführung noch mehr getan haben, um die Situation am Kotti zu verbessern, während andere Verantwortliche sich weiterhin wegducken“, erklärte Jendro. Und wie steht es um die Bediensteten? „Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort sind nicht unbedingt unglücklich“, verriet der Sprecher der Polizei-Gewerkschaft Berlin. So gebe es momentan keinerlei Klagen.

Auch wurde bei der Kotti-Wache ein bestimmtes Konzept angewandt: Zum einen werden die Einsatzkräfte aufgrund von Rotation nicht 30 Jahre lang in der gleichen Wache festsitzen, zum anderen wurden durch die Direktionsleitung Maßnahmen geschaffen, welche die Situation angenehmer gestalten sollen – beispielsweise durch wechselnden Dienst sowohl in der Wache als auch im Außendienst auf Streife.

Kottbusser Tor: Lage hat sich nicht verschlechtert

„Trotzdem haben wir nicht hunderte Kollegen, die hier Schlange stehen und unbedingt an der Kotti-Wache arbeiten möchten“, versicherte Jendro. Die Zahl der registrierten Straftaten ist hingegen gestiegen. „Aber das war auch völlig nachvollziehbar. Das Anzeigen-Verhältnis am Kotti hat sich verändert“, erklärte der Sprecher.


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Wenn Leute feststellen, dass eine Polizeiwache vor Ort ist, passiert es häufiger, dass die Taten direkt zur Anzeige gebracht werden. „Aber wir erleben am Kotti keine signifikante Verschlechterung der Lage“, betonte Jendro. Stattdessen wird die polizeiliche Präsenz gut aufgenommen – nicht nur von den Anwohnern, sondern auch von den umliegenden Gastronomen.