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Kreuzberg: Kneipensterben in Berlin geht weiter – „Wo sollen wir denn hingehen?“

In Berlin-Kreuzberg muss zum Ende der Woche eine Kultkneipe schließen und eine zweite steht kurz vor dem Aus.

Bierglas
u00a9 IMAGO/U. J. Alexander

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Berlin verliert gleich zwei Institutionen. In Kreuzberg müssen zwei Kneipen dichtmachen, die es hier teils seit 20 Jahren und länger gibt. Bei einer steht das Aus sogar schon sehr knapp bevor, für die andere besteht eventuell noch Hoffnung.

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Doch wo soll man in Kreuzberg dann noch gepflegt einen trinken gehen, wenn es hier bald kaum noch Kultkneipen gibt?

Kreuzberg: „Stadtklause“ muss dichtmachen

Die „Stadtklause“, eine Kreuzberger Kultkneipe, steht kurz vor dem Aus. Der Mietvertrag wurde nicht verlängert, jetzt muss das Lokal bis zum Ende der Woche raus. Nicht nur die Bernburger Straße verliert damit eine Institution, auch der ganze Stadtteil.


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„Bis heute dachte ich, dass wir eine Lösung finden“, hoffte Geschäftsleiter Lumni Rekaliu noch am Dienstag (26. September). Seit der Eröffnung 2006 arbeitete er dort und übernahm vor drei Jahren die Leitung vom verstorbenen Vorbesitzer. Zu Beginn zeigte er sich noch optimistisch, als der Hausverwalter den Mietvertrag nicht verlängern wollte. „Ich dachte, dass er mit sich reden lässt.“ Doch das war nun wohl offensichtlich nicht der Fall.

Kreuzberg
Berlin Kreuzberg-Friedrichshain Kneipe Stadtklause, Bernburger Straße. Credit: IMAGO/Jürgen Ritter

„Zum Ende der Woche dreht er uns das Gas und den Strom ab.“ Und die Verwaltung lässt Rekaliu nicht einmal bis Sonntag Zeit, schon am Samstag (30. September) muss er mit Sack und Pack raus sein. „Zur Not findet unsere Abschiedsfeier eben im Dunkeln statt“, scherzt der Wirt noch gegenüber dem „Tagesspiegel“. Was danach mit der Ladenzeile passiert, bleibt unklar.

Kneipenbesitzerin: „Die wollen mich loswerden“

Die „Stadtklause“ ist jedoch längst nicht die einzige Kiezkneipe, die ihrem Ende entgegenblickt. „Zur Mütze“ in der Oranienstraße muss ebenfalls weichen. Hier liegt das aber nicht an einem auslaufenden Mietvertrag, sondern an Beschwerden der Nachbarn. Denen sei der Betrieb einfach zu laut.


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„Man zieht doch auch nicht über eine Straßenbahn und beschwert sich dann über den Lärm“, zeigt sich Besitzerin Katja Fröhlich (53) gegenüber der „BZ“ fassungslos. „Die wollen mich einfach loswerden – und da setzen die alles dran.“ Die Nachbarn hätten bereits Unterschriften gesammelt und ständig stünde die Polizei vor der Tür.

Drum sammele sie nun auch Unterschriften für den Erhalt der Kultkneipe. Die gibt es nämlich schon seit 1956. Ein Stammkunde, der hier bereits seit bald 40 Jahren ein und aus geht, will die Mütze um keinen Preis verlieren. „Das ist die einzige vernünftige kleine deutsche Kneipe, die wir hier noch haben – wo sollen wir denn hingehen?“, so der 67-Jährige. „Ich habe das Gefühl, in 20 Jahren müssen wir uns Kiezkneipen im Museum anschauen.“