Wer in Friedrichshain wohnt, kann sich derzeit kaum vorstellen, dass der Bezirk am östlichen Rand schon in einigen Jahren vollkommen anders aussehen könnte. Doch genau das ist geplant. Zumindest dann, wenn der Bund an seinen Plänen für den Ausbau der Stadtautobahn A100 festhält.
Fragt man in Berlin finden sich nicht viele Verteidiger dieses Plans. Zwar drängt der Berliner Chef, der bei der letzten Wahl aus dem Parlament geflogenen FDP auf ein Festhalten am Projekt, doch selbst der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, der Wahlkampf als Beschützer aller Autofahrer gemacht hatte, hält sich derzeit bedeckt. Klare Ablehnung gibt es derweil bei der Clubcommission. Die kann mit der Rückendeckung des Bezirks rechnen.
A100: Clubs gegen den Weiterbau
Für den September hat die Berliner Clubcommission bereits zu einer Demonstration gegen den Weiterbau der A100 aufgerufen. Denn soll der aktuell im Bau befindliche 16. Bauabschnitt bis zum Treptower Park reichen, soll der 17. durch Friedrichshain führen. Dort dürfte er zahlreiche Kultureinrichtungen verdrängen. Darunter bekannte Clubs und Bars wie die Wilde Renate, Else, Oxi, das about blank oder der Club Ost.
Am Freitagabend zog man daher mit Clara Herrmann, der Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, durch „kulturelle Orte des Bezirks, die vom Weiterbau des 17. Abschnitts der A100 betroffen sind“, wie es in einer Mitteilung heißt. Dabei würdigte Herrmann die Clubkultur und attestierte ihr, einen „wesentlichen Beitrag zu einem weltoffenen Berlin“ zu leisten.
Den Weiterbau der A100 bezeichnete sie als „kultur- und klimapolitisch katastrophal“. Daher werde sich der Bezirk auch vehement gegen den Weiterbau der A100 stellen. „Unsere kulturellen Oasen dürfen nicht von rückwärtsgewandter und klimaschädlicher Stadtplanung und Verkehrspolitik zerstört werden.“
Clubcommission: Kultur wichtiger als A100
Marcel Weber von der Clubcommission betonte, dass die Pläne für die A100 auf Vorstellungen aus den 90er Jahren beruhen, in denen die Flächen entlang der Ringbahn noch weitgehend ungenutzt waren. Seither hätte sich dort aber eine vielfältige Kulturlandschaft angesiedelt. „Diese zu erhalten ist nachhaltiger und lohnenswerter für Berlin als der Weiterbau der A100“, sagte er.
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Ob der Bezirk am Ende überhaupt ein Mitspracherecht haben wird, ist allerdings unklar. Schließlich ist für den Bau von Autobahnen die Autobahn GmbH verantwortlich. Die ist über das Fernstraßenbundesamt ans Bundesverkehrsministerium angegliedert.