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Berlin: Autoverkehr geht drastisch zurück – muss die A100 dann wirklich weitergebaut werden?

Der Autoverkehr in Berlin ist in den letzten vier Jahren deutlich zurückgegangen. Brauchen wir dann den Weiterbau der A100 noch?

Berlin
u00a9 IMAGO/dts Nachrichtenagentur

BVG: Mit den Berliner Öffis durch den Großstadt-Dschungel

Egal ob mit U-Bahn, Bus oder Tram – die Berliner Verkehrsbetriebe bringen jährlich über 700 Millionen Fahrgäste an ihr Ziel.Dafür muss man ganz schön gut vernetzt sein.

Wie viele andere Städte auf der Welt muss auch Berlin die Verkehrswende vollziehen, um irgendwann vollständig klimaneutral zu sein. Allerdings hängt die deutsche Hauptstadt anderen Metropolen dramatisch hinterher. Paris und Madrid haben bereits mit dem Umbau der Städte angefangen, Amsterdam und Kopenhagen sind schon einige Schritte weiter.

In Berlin will man dem Auto allerdings nicht so recht zu Leibe rücken. Und das obwohl Zahlen belegen, dass in der Hauptstadt schon jetzt immer weniger Auto gefahren wird. Was bedeutet diese Statistik nun für eines der größten Streit-Projekte: den Weiterbau der A100?

Berlin hat weniger Autoverkehr

Es ist ein Bericht des Magazins „Spiegel“, das aufhorchen lässt: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 wurden im ersten Halbjahr 2023 in Berlin 14 Prozent weniger Wege mit dem Auto zurückgelegt. Grundlage für diese Zahlen sind die Daten von 143 Zählstellen im gesamten Stadtgebiet.


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Besonders drastisch ist der Autoverkehr auf der Martin-Luther-Straße in Schöneberg zurückgegangen. Dort schrumpfte er um 52 Prozent. Aber auch auf der Müllerstraße in Wedding, im Bereich des U-Bahnhofs Reinickendorfer Straße, brach der Autoverkehr um 36 Prozent ein.

Auffällig ist: Vor allem unter der Woche sind diese Effekte bemerkbar. An den Wochenenden sank der Autoverkehr in Berlin durchschnittlich nur um rund 10 Prozent. Das spricht dafür, dass es vor allem Berufspendler sind, die nicht mehr im Auto sitzen. Ob diese in S- oder U-Bahn sitzen, oder aber im Homeoffice, ist unklar. Sicher ist: Die Corona-Pandemie und das damit einhergehende Arbeiten von daheim dürfte zur Entwicklung beigetragen haben.

Wird die A100 in Berlin trotzdem erweitert?

Doch was bedeutet die Entwicklung für das wohl umstrittenste Straßenbau-Projekt Berlins: Den Weiterbau der A100. Wird der überhaupt noch benötigt, wenn die Zahl der Autofahrer ohnehin rückläufig ist? Aktuell befindet sich die A100 im 16. Bauabschnitt, der die Stadtautobahn bis zum Treptower Park führen soll. Ein 17. Bauabschnitt soll dort anschließen und zur Frankfurter Allee reichen. Dafür müssten Clubs und Wohnungen weichen. An diesem Samstag (2. September) wird gegen das Bauprojekt demonstriert.

Eine Anfrage bei der Berliner Verkehrsverwaltung, ob der Weiterbau der A100 angesichts sinkenden Autoverkehrs noch nötig sei, wurde nur vage beantwortet. Eine Sprecherin erklärte gegenüber BERLIN LIVE: „Der aus der Messung abzulesende Rückgang des Autoverkehrs zeigt, wie attraktiv der ÖPNV in Berlin ist. Am Ausbau des ÖPNV wird weiter mit Hochdruck gearbeitet.“


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Man baue darauf, dass Menschen von alleine auf den ÖPNV umsteigen, wenn das Angebot nur gut genug sei. Zur A100 teilte die Sprecherin mit: „Der Weiterbau (Abschnitt 16) der A 100 ist verabredet und liegt in der Verantwortung des Bundes.“ Zum 17. Bauabschnitt äußerte sich die Sprecherin nicht. Das Bundesverkehrsministerium ließ eine Anfrage von BERLIN LIVE unbeantwortet.