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Berlin: Anwohner klagen wegen autofreier Straße – „Fühlen uns total übergangen“

Autofreie Straßen sorgen nicht bei allen für Freude. In Berlin-Mitte klagten jetzt sogar Anwohner. Sie fühlen sich bei der Entscheidung übergangen.

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© IMAGO/Bernd Friedel

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Die Verkehrspolitik ist ein hartes Pflaster. Es allen recht zu machen, ist eigentlich unmöglich. Und so gibt es bei allen Entscheidungen Bürger, die damit unzufrieden sind. Besonders wenn es um Einschränkungen für Autofahrer geht, greifen viele zu harten Mitteln. Im Fall von der Singerstraße in Berlin-Mitte ist das nun eine Klage.

Denn seit Freitag ist ein Teil der Straße autofrei. Die dortige Schule freut es. Doch Anwohner sind alles andere als zufrieden. Sie klagen gegen die Entscheidung von Bezirksstadträtin Almut Neumann (Grüne). Gegenüber dem Tagesspiegel erklären sie, dass sie sich total übergangen fühlen.

Autofreie Straße: Anwohner besorgt und unzufrieden

300 Meter der Singerstraße sind jetzt Schulzone. Jahrelang haben sich die Gutsmuths-Grundschule und Eltern für einen Fußgängerüberweg in der Singerstraße eingesetzt. „Dass es jetzt autofrei wird, hat uns zwar überrascht“, erklärt Schulleiterin Catrin Herfet-Sternberger. Aber man freue sich darüber. Ganz anders sehen das einige Anwohner.

Denn in der sogenannten Schulzone dürfen nur noch bestimmte Fahrzeuge fahren. Dazu zählen zum Beispiel Müll- und Polizeiwagen. Einige Anwohner betrachten das mit Sorge. Sie befürchten: Durch den autofreien Bereich könnten sich mehr Menschen nachts auf der Straße aufhalten und es daher auch lauter werden. Zudem würde sich der Verkehr in andere Straßen verlagern und die Parkplatzsuche erschwert werden.

Bezirksamt will Bürger künftig mehr einbinden

Anwohnerin Kerstin Teichert-Lötzsch erklärt dem „Tagesspiegel“: „Wir fühlen uns total übergangen.“ Die Frau hätte sich gewünscht, dass eine gemeinsame Lösung mit der Nachbarschaft gefunden wird. Von dem autofreien Abschnitt der Straße in Berlin habe sie im Amtsblatt erfahren. Teichert-Lötzschs Sohn ist gehbehindert und sie selbst ebenfalls eingeschränkt. „Wir sind auf das Auto angewiesen“, so die Frau. Gemeinsam mit mehreren anderen Anwohnern legte sie bereits Mitte August Widerspruch gegen die Sperrung ein.

Bezirksstadträtin Neumann lässt sich davon offenbar nicht aus der Ruhe bringen. Sie steht zu ihrer Entscheidung. Mit der Maßnahme möchte sie Schulkindern einen sicheren Schulweg ermöglichen und das Wohnviertel vom Durchgangsverkehr entlasten und für eine Verkehrsberuhigung sorgen. Das Bezirksamt Mitte gesteht gegenüber dem „Tagesspiegel“ allerdings, man wolle Bürger und Gewerbetreibende künftig frühzeitiger in Prozesse einbinden und um Feedback bitten.


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Der Anwalt der Anwohner reichte bereits am Mittwoch (27.09) ihre Klage als Eilantrag beim Verwaltungsgericht ein. Unabhängig davon laufen auf der Singerstraße die Bauarbeiten. Für die Anwohner ist die autofreie Straße noch lange nicht endgültig entschieden…