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BVG: Kontrolle eskaliert – Fahrgast erhält hohe Summe Schmerzensgeld

2020 kam es zu Streit bei einer Fahrkartenkontrolle in Berlin. Ein vom BVG beauftragtes Sicherheitsunternehmen muss nun Strafe zahlen.

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BVG: Mit den Berliner Öffis durch den Großstadt-Dschungel

Egal ob mit U-Bahn, Bus oder Tram – die Berliner Verkehrsbetriebe bringen jährlich über 700 Millionen Fahrgäste an ihr Ziel.Dafür muss man ganz schön gut vernetzt sein.

All jene, die in Berlin öfters im Nahverkehr unterwegs sind, dürften dieses Szenario kennen! Man fährt in Berlin mit einem öffentlichen Verkehrsmittel der BVG. Nach dem Halt an einer Station, ruft plötzlich jemand: „Die Fahrscheine bitte!“ Nicht selten dürfte sich so mancher dabei erschrecken. Besonders aber all diejenigen, die in diesem Moment kein gültiges Fahrticket haben.

Jeremy Osborne ist Opernsänger und singt im Chor der Deutschen Oper in Berlin. Er hatte im Oktober des Jahres 2020 einen gültigen Fahrschein, als Kontrolleure die U-Bahn bestiegen, in der Osborne bereits saß. Dennoch kam es zu einer derartigen Auseinandersetzung bei dieser Fahrkartenkontrolle, dass der Fall vor Gericht landete.

BVG: Rassismus-Vorwurf gegen Kontrolleure

Osborne saß an einem Abend im Oktober 2020 in der U2 Richtung Alexanderplatz, als an der U-Bahnstation Spittelmarkt vier Kontrolleure in zivil in die Bahn stiegen. Er wurde aufgefordert, seinen Fahrschein zu zeigen. Osborne hatte zwar ein gültiges Monatsticket bei sich, allerdings wollte er dieses erst herzeigen, nachdem er die Dienstausweise der Kontrolleure gesehen hatte.

Daraufhin forderten die Kontrolleure ihn auf, die Bahn am Alexanderplatz zu verlassen. Dort kam es zum Streit zwischen Osborne und der Gruppe. Osborne erklärte später vor Gericht, die Kontrolleure hätten ihn als „Schwarzkopf“ bezeichnet und gesagt: „Black Lives Matter ist nur eine Ausrede“, in Deutschland habe er sich zu benehmen. Einer der Fahrkartenkontrolleure soll ihn dann sogar auf eine Metallbank gestoßen haben. Osborne trug von dem Sturz Verletzungen davon, welche er später im Krankenhaus behandeln lassen musste.

1.000 Euro Schmerzensgeld für Osborne

Zuerst hatte die BVG Osborne angezeigt, nachdem die Kontrolleure ihre Version des Vorfalls bei ihrem Arbeitgeber, dem Subunternehmen B.O.S, geschildert hatten. Demnach soll Osborne sie rassistisch beleidigt, bespuckt und geschlagen haben. Dem gebürtigen US-Amerikaner sollte daraufhin die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werden, die er gerade erst bekommen hatte.

Die BVG ließ die Anzeige bereits zwei Monate später jedoch wieder fallen und Osborne erhielt seine deutsche Staatsbürgerschaft zurück. Trotz allem beschloss er sich weiter zu wehren. Er schrieb eine Beschwerde an die Ombudsstelle des Berliner Senats und verklagte die BVG wegen Diskriminierung nach dem Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG).

Nun fiel am 11. Juli 2023 das Urteil: Osborne bekam Recht zugesprochen und soll 1.000 Euro Schmerzensgeld von der BVG erhalten.

BVG bezieht Stellung

Die BVG schreibt in einem Statement gegenüber BERLIN LIVE zu dem Vorfall: „Da das Urteil vom 11.07. noch nicht rechtskräftig ist, können wir derzeit kein Statement abgeben und bitten hierfür um Verständnis.“ Weiter heißt es in dem Schreiben: „Vorwürfe von Diskriminierung wiegen in allen Fällen schwer und werden in unserem Haus stets sehr ernstgenommen.“ Die BVG toleriere weder Diskriminierung noch Gewalt, weder gegen Fahrgäste noch gegen ihre Mitarbeiter.


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In der Zwischenzeit gibt es keine Kontrolleure in zivil mehr bei der BVG. „Das externe Kontrollpersonal in der U-Bahn ist seit einiger Zeit durch blaue Westen oder Dienstkleidung direkt als solches zu erkennen. Diese Maßnahme wirkt – wie die Erfahrungen zeigen – deeskalierend und ist ein Resultat unseres kontinuierlichen Austausches mit Fahrgästen und Initiativen.“