Ob für den Weg zur Arbeit oder zu Freunden – tausende Berliner nutzen täglich die öffentlichen Verkehrsmittel der BVG und S-Bahn Berlin. Doch die Fahrt mit den Öffis durch den Hauptstadt-Dschungel ist nicht gerade einfach. Passagiere müssen mit Verspätungen, überfüllten Zügen und vollen Haltestellen rechnen.
Aber nicht nur in puncto Pünktlichkeit und Fahrkomfort müssen BVG und S-Bahn nachbessern. Eine Auswertung der Videoaufnahmen aus den Bahnhöfen der BVG und DB zeigt ein schockierendes Bild: Die Zahl der Straftaten und Gewalt nimmt zu und das, obwohl fast alle Bahnen, Busse und Haltestellen videoüberwacht werden.
BVG und S-Bahn Berlin: Gewalt trotz Kameras
6800 Videokameras sind auf den 175 U-Bahnhöfen der BVG installiert. Auch die U-Bahnen, Busse und Trams sind mit Videoüberwachung ausgestattet. Bei der S-Bahn Berlin sind es zwei Drittel der Züge und viele Bahnhöfe, in denen Kameras laufen.
Das so aufgezeichnete Videomaterial wird immer häufiger von der Polizei zur Aufklärung von Straftaten angefordert und ausgewertet. Im Jahr 2023 (bis zum 20. Dezember) bat die Polizei in 8926 Fällen um Videos und somit in 1326 Fällen, mehr als noch im Jahr 2020. Das geht aus einer Antwort von Senat und Polizei auf Anfrage von mehreren Grünen-Abgeordneten hervor.
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Zwar wird mehr Videomaterial herangezogen als noch vor ein paar Jahren, das führt aber nur in den wenigsten Fällen zu Erfolgen. Bis zum September 2023 wurden lediglich in etwas mehr als 200 Fällen Verdächtige mithilfe von Videoaufnahmen identifiziert. Größtenteils Taschendiebe.
Fast 12000 Straftaten in Haltestellen und Bahnen
Eine Auswertung der Berliner Polizei zeigt jetzt ein erschreckendes Bild. Bis September 2023 ereigneten sich in Regionalzügen, S-Bahnen, U-Bahnen, Bussen, Straßenbahnen und in den jeweiligen Bahnhöfen in Berlin rund 11 700 Straftaten. Der große Teil, fast 5000, waren Diebstähle, hinzu kommen Drogendelikte (1700) und Sachbeschädigungen (1100). Besonders schockierend: 3400 der Straftaten waren von Gewalt begleitet – ein merklicher Anstieg im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau. Vor allem die Zahl der Sexualdelikte in S-Bahnen hat seitdem zugenommen.
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Die Videoüberwachung scheint weder zur Verhinderung noch zur Aufklärung von Straftaten beizutragen. Das sieht auch Grünen-Innenpolitiker Vasili Franco so. Gegenüber der dpa äußerte er sich schockiert von den Zahlen. „Nicht einmal in zwei Prozent der Fälle führte das angeforderte Videomaterial zur Ermittlung von Tatverdächtigen.“ Er fordert enge Absprachen mit der BVG und der Deutschen Bahn sowie Polizeipräsenz an den Hot-Spots und Sensibilisierung und Prävention gegen Diebstähle und sexuelle Übergriffe.