Berlin ist ein absolutes Paradies für Sprayer. Von Hauswänden über Bäume im Park bis hin zu U-Bahnen der BVG – in der Hauptstadt sind an nahezu jeder Ecke Graffitis zu finden. Der Großteil der Kunstwerke wird allerdings auf illegale Art und Weise angebracht.
Das ist schon seit Jahren der Fall. Trotzdem sei offenbar eine Veränderung im Laufe der Zeit zu erkennen – besonders in optischer Hinsicht. BERLIN LIVE hat bei einem anonymen Sprayer aus der Berliner Szene nachgehakt.
Berliner Sprayer von Trend enttäuscht
Mittlerweile zähle in den Kreisen der Graffiti-Künstler nur noch ein Motto: „Der Coolste von denen ist der, der am hässlichsten malt!“ Den Trend bezeichnen Profis auch als sogenannten „Anti-Style“, wie der Sprayer betonte. Statt besonders kreative Designs anzufertigen gilt es also einfach nur eine gewählte Fläche „vollzuschmieren“.
Die Entwicklung sehe der jahrelange Graffiti-Künstler als bedenklich an: „Das ist ganz schlimm. Da brennt es mir in den Augen!“ Vor allem im Hinblick auf die damaligen Arbeiten in der Szene. „Wir haben uns 30 Jahre lang den Arsch aufgerissen, damit wir ein krasses Piece hinbekommen und die sagen einfach ‚Scheiß drauf!‘, erklärte der Sprayer seinen Unmut. Statt Party im Teenie-Alter stand für ihn und seine Kumpels damals Skizzen zeichnen auf dem Wochenendplan.
Berliner Graffiti-Künstler: „Das ist echt schlimm!“
Der gebürtige Berliner ist jedenfalls überzeugt, dass mit der Revolution ganz klar Konventionen gebrochen werden, indem „absichtlich schlechte Skizzen“ angefertigt werden. „Ein Graffiti ist eigentlich wie ein Baum. Jeden Tag will er gegossen und gepflegt werden. Jetzt kommt die neue Generation mit der Kettensäge, macht ihn platt und sagt ‚Wir sind jetzt am Start‘ – das ist echt schlimm“, zeigte sich der Sprayer im Gespräch sichtlich getroffen.
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Dass sich die Graffitis im Laufe der Jahre verändern werden, war abzusehen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die nächste Bewegung in eine positivere Richtung entwickelt. Und wer weiß, vielleicht wiederholen sich dann ja wieder die alten Zeiten – wie es bei so einigen Trends der Fall ist.