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Deutsche Bahn lässt Millionen Kunden im Regen stehen – „Systematisch benachteiligt“

Die Deutsche Bahn begeistert nicht jeden. Jetzt regt sich besondere Kritik gegen ganz bestimmte Pläne. Was ist da nur los?

Deutsche Bahn: Neue Pläne
u00a9 IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Deutsche Bahn 2023 noch unpünklticher als im Vorjahr

Die Züge der Deutschen Bahn sind im vergangenen Jahr noch unpünktlicher als im Vorjahr gewesen. Mehr als jeder dritte Zug im Fernverkehr war 2023 nach Angaben des Konzerns verspätet. Die Pünktlichkeitsquote lag bei nur noch 64 Prozent.

Die Deutsche Bahn ist nicht gerade für ihre Zuverlässigkeit bekannt. So denken zumindest wohl viele Bahnfahrer, die tagtäglich mit Verspätungen und Ausfällen leben müssen.

Doch jetzt will das Unternehmen eine Umstellung vornehmen, die Millionen von Kunden im Regen stehen lässt. Dazu macht sich nun Kritik breit. Die Rede ist sogar davon, dass die Kunden „systematisch benachteiligt“ werden. Doch was ist da nur los?

Deutsche Bahn: Millionen von Kunden schauen in die Röhre

Es ist schon länger bekannt, dass die Deutsche Bahn die BahnCard demnächst nur noch digital anbieten will (wir berichteten). Stichtag für diese Umstellung ist bereits der 9. Juni. Doch nun regt sich deutlicher Widerstand gegen diese Pläne.

Der Paritätische Gesamtverband kritisiert mit 27 weiteren Verbänden die Deutsche Bahn und ihren Plan, die BahnCard nur noch digital anzubieten. Das grenze einen großen Teil der Bevölkerung aus, die das Internet nicht nutzen. Darauf weist der Paritätische Wohlfahrtsverband mit den anderen Verbänden in einem offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Dr. Richard Lutz, hin. Es heißt, dass mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland kein Internet nutzen und daher auf analogen Zugang zu den Mobilitätsangeboten der Deutschen Bahn angewiesen sind. Unter den über 80-Jährigen sind es zwei von drei Menschen, die überhaupt kein Internet nutzen.

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Deutsche Bahn: Auch andere Bereiche eingeschränkt

Bereits seit Oktober letzten Jahres wurde der Zugang zu Sparpreis-Tickets eingeschränkt: Am Schalter können diese nicht mehr ohne Angabe personenbezogener Daten, wie E-Mail-Adresse oder Mobilnummer, gekauft werden. Barrierefreie Service-Schalter sind zudem jenseits von großen Bahnhöfen selten verfügbar.


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Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes erklärt dazu: „Wir fordern die Deutsche Bahn auf, Bahncard und Spartickets allen Menschen zugänglich zu machen – unabhängig davon, ob sie das Internet nutzen oder nicht.“ Den unterzeichnenden Organisationen geht es nicht darum, digitale Angebote gänzlich abzulehnen, wie sie betonen.

Es gehe ihnen um die Ungleichbehandlung von On- und Offlinern, so Schneider: „Es kann nicht sein, dass Millionen Menschen, die aus welchen Gründen auch immer das Internet nicht nutzen wollen oder können, systematisch benachteiligt werden von der Deutschen Bahn.“ Die Bahn sei ein wichtiges Verkehrsmittel, das allen im gleichen Umfang zur Verfügung stehen sollte, auch älteren Menschen. (mit dpa)