Selten war der Begriff Bierzelt-Rede passender als für den Auftritt vom CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz beim Gillamoos. Beim ältesten Jahrmarkt Bayerns war er neben Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dessen Stellvertreter Hubert Aiwanger als Redner geladen und ätzte dabei gegen Berlin.
In der Hauptstadt, die immerhin von seinem Parteifreund Kai Wegner regiert wird, kam das freilich nicht gut an. Selbstverständlich auch in der Berliner CDU.
Friedrich Merz ätzt gegen Berlin
Vor bayerisch-blauem Hintergrund hatte Friedrich Merz in traditioneller Jacke am Montag auf dem Rednerpult beim Gillamoos seinen Platz eingenommen. Eine Sache war ihm bei seiner Rede offenbar besonders wichtig, denn er wiederholte sie. An die Volksfest-Besucher gerichtet, sagte er: „Sie sind Deutschland! Nicht Berlin, nicht Kreuzberg!“ Der Applaus war lang und laut.
Auch den Kommentar lesen: Berlin ist Deutschland, Kreuzberg ist Deutschland – was denn sonst, Herr Merz?
In Berlin nahm man diese erneute Spitze in die Hauptstadt natürlich nicht gerade glücklich auf. Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli schrieb auf Twitter: „Das ist selbst für einen Merz billig.“ Die Poetryslammerin und Iran-Aktivistin Daniela Sepehri schrieb: „Wenn Kreuzberg nicht Deutschland ist, heißt es, wir können in Berlin jetzt endlich Unabhängigkeit von Deutschland verkünden, um nicht Politiker wie Merz haben zu müssen?“
Auch Clara Hermann, Bezirksbürgermeistern von Friedrichshain-Kreuzberg mischte sich ein und verwies auf die Gemeinsamkeiten mit Merz‘ Herkunftsregion: „Auch im Sauerland sind mehr Leute mit dem Fahrrad unterwegs als mit dem Privatjet.“
Berliner CDU: „Ein bisschen Kreuzberg für alle“
Doch es sind auch Parteifreunde, die dem Vernehmen nach nicht glücklich über Friedrich Merz‘ erneute Sticheleien in Richtung der Hauptstadt sind. Regierungssprecherin Christine Richter erklärte: Wir mögen Kreuzberg, und Deutschland, und das Sauerland, und ein bisschen Gillamoos. Und ein bisschen Kreuzberg für alle wäre auch gut.“
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Es ist nicht das erste mal, dass CDU-Chef Friedrich Merz mit den Berliner Granden seiner Partei aneinandergerät. Nachdem Merz sich vor einigen Wochen mindestens missverständlich zum Umgang mit der AfD auf Kommunalebene ausgedrückt hatte, gab es klare Worte vom Berliner Regierenden Bürgermeister Kai Wegner.