Alexej Nawalny wäre an diesem Tag – dem 4. Juni 2024 – 48 Jahre alt geworden. Der Kreml-Kritiker ist Anfang dieses Jahres im Alter von 47 Jahren im Straflager „Polarwolf“ in Sibirien gestorben. Dem Straflager zufolge sei der führende Oppositionspolitiker gegen Wladimir Putin zusammengebrochen und gestorben. Die Todesursache wurde bislang nicht unabhängig geklärt.
Am 20. August 2020 hatte Nawalny einen Giftanschlag überlebt. Auf einem Flug nach Moskau verlor er das Bewusstsein. Seine Familie forderte seine Verlegung nach Deutschland in die Charité. Die Berliner Ärzte stellten hier eine Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok fest. Der russische Geheimdienst FSB steht seither im Verdacht, den bekanntesten Putin-Gegner Russlands vergiftet zu haben.
Keine vier Jahre später findet nun 3 Kilometer entfernt der Gedenkgottesdienst für den verstorbenen Russen statt. BERLIN LIVE ist vor und in der Marienkirche am Alexanderplatz dabei.
Gedenkgottesdienst in der Marienkirche in Berlin
Um 11 Uhr startete der Gottesdienst. Zu Wort kommen darin Weggefährten des Verstorbenen und seine Witwe Julija Nawalnaja. Sie war nach dem Tod ihres Mannes vermehrt öffentlich aufgetreten – auch im politischen Kontext. Ihre Rede wird daher mit Spannung erwartet. Ob auch ihre zwei Kinder vor Ort sein werden, ist ungewiss.
Im Vorfeld hatten sich rund 250 Menschen für die Veranstaltung angemeldet. In der Kirche sitzen am Dienstag aber deutlich weniger. Julija Nawalnaya erschien mit zwei Personenschützern, Müdigkeit und Trauer lagen auf ihrem Gesicht. Mit einem Halstuch in Schwarz-Rot-Gold setzte sie nicht nur farblich ein Zeichen.
Ihre Rede hielt Nawalnaja auf Russisch: „Danke, dass so viele Menschen an Alexejs Geburtstag hierher gekommen sind.“ Darum sei es ihr bei dem Gottesdienst gegangen, erzählte die Witwe des Aktivisten. Die versammelten Menschen verfolgten ihre Worte sichtlich bewegt, einige weinten. Unter den Besuchern fanden sich auch hochrangige Politiker wie etwa die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt (Grüne).
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Wer von der Gedenkveranstaltung eine Kundgebung erwartet, könnte indes enttäuscht werden. „Es ist ein Gottesdienst zur Seelsorge, keine politische Veranstaltung hier“, erklärte eine Sprecherin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg gegenüber BERLIN LIVE. Mit schrillen Outfits drückten einige Gäste jedoch eindeutigen Protest gegen Putin und den russischen Angriffskrieg aus.
Alexej Nawalny war seit 2021 in Russland in Lagerhaft. Immer wieder musste er vor Gericht, zwischendurch gab es wiederholt kein Lebenzeichen vom Putin-Kritiker. Bis am 16. Februar die Nachricht von seinem Tod die Welt erreichte und in vielen Orten für Entsetzen und Trauer sorgte – so auch in Berlin.