Am 13. März 2023 spielten sich im Berliner Ortsteil Staaken im Bezirk Spandau erschütternde Szenen ab: Unter dem Vorwand, seine Hilfe zu gebrauchen, lockte ein Chef seinen Angestellten in den Keller des Restaurants – dort soll er vorgehabt haben, den Mitarbeiter heimtückisch zu töten.
Das Opfer konnte zwar flüchten, doch hat noch heute mit den Folgen des Angriffs zu kämpfen. Dem Angeklagten werden versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Am 30. August fand im Berliner Landgericht der Auftakt des Prozesses statt – BERLIN LIVE war ebenfalls vor Ort.
Berliner Unternehmer steht vor Gericht
Für den Angeklagten Akin S. ist es das erste Mal vor einem Haftrichter. Durch seinen Anwalt ließ der türkische Staatsbürger ein Schreiben verlesen, das ihn als Menschen näher beschreiben sollte: „Ich konnte nie richtig mit Geld umgehen, gab immer zu viel aus.“ Über die Jahre habe sich ein hoher Schuldenberg angesammelt. In seinem Umfeld spielte der Berliner jedoch immer den erfolgreichen Unternehmer vor: „Ich war zu feige, meiner Familie das finanzielle Versagen zu gestehen.“
Aus Verzweiflung spielte Akin S. mit dem Gedanken, in die Türkei abzuhauen. Dann die Idee, im Gefängnis könnten die Geldsorgen vorerst vergessen sein. Der Angeklagte soll sich vorab sogar darüber informiert haben, welche Strafe man für welche Tat bekäme. Dass es bei der Umsetzung des Vorhabens seinen Angestellten traf, scheint der 31-Jährige zu bereuen: „Er konnte nichts dafür. Es war eine scheiß Idee, ihn dafür zu benutzen.“
Angeklagter lockte Opfer unter Vorwand in den Keller
Weil er angeblich Hilfe beim Schleppen der Sommerreifen aus dem Keller benötigte, forderte Akin S. seinen Mitarbeiter auf, ihm zu folgen. In dem unterirdischen Raum angekommen, soll der Tatverdächtige den Angestellten mit dem Vorwurf konfrontiert haben, Geld aus der Kasse geklaut zu haben. Noch bevor das Opfer eine Antwort geben konnte, stach Akin S. mit einem Messer mehrfach in dessen Bauch und Arm: „Ich wollte ihn abstechen.“
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Sehnen und Nerven wurden durchtrennt, innerhalb kürzester Zeit floss jede Menge Blut. Trotz der tiefen Stichverletzungen gelang dem Angestellten die Flucht. Nur dank einer Not-OP überlebte der 29-Jährige die Attacke. Nicht nur mehrere Narben bleiben zurück – das Opfer kann bis heute seinen linken Arm sowie drei seiner Finger kaum bewegen. „Ich hatte Angst um mein Leben“, erinnert sich der Angestellte an den grausamen Moment im Keller zurück.
Angeklagter über eigenes Handeln entsetzt
Den brutalen Messerangriff im Frühjahr 2023 bestreitet Akin S. keinesfalls – im Gegenteil: „Was in der Anklage steht, stimmt.“ Wie es überhaupt zu so einer schlimmen Tat kommen konnte, sei für den verheirateten Ehemann aber selbst offenbar unerklärlich: „Ich bin über mich selbst erschrocken.“ Auch wenn ihm bewusst sei, dass der Vorfall in keinster Weise zu entschuldigen sei, bittet er das Opfer um Verzeihung.
Ein Urteil ist noch nicht gefallen. Bereits am kommenden Freitag, den 1. September, geht der Prozess vor dem Berliner Landgericht in die nächste Runde.