Gravierende Vorwürfe erheben Studenten der Berliner Humboldt-Universität gegen einen Geschichts-Dozenten, der laut dem anklagenden Kollektiv eine starke Machtposition in der Hochschule innehält. Laut mehreren Studentinnen soll er unter anderem in der Vergangenheit immer wieder sexuell übergriffig geworden sein.
Die Vorwürfe sind mittlerweile so brisant, dass Studentinnen nicht mehr ohne Begleitung in die Sprechstunde des Dozenten gehen dürfen. Sie müssen sich vorher erst bei der stellvertretenden dezentralen Frauenbeauftragten der Philosophischen Fakultät anmelden. Auf Anfragen reagiert die Humboldt Universität nur sehr zurückhalten. Das wirft Fragen auf.
Berlin: Was wird dem Dozenten vorgeworfen?
Am 13. Juli veröffentlichte das Kollektiv „Keine Uni für Täter“ auf der linken Info-Seite „Indymedia“ einen offenen Brief, indem die Gruppe den Dozenten als „Täter“ bezeichnet. Laut den Verfassern hat er „die Uni für alle Menschen in seinen Vorlesungen und an seinem Lehrstuhl durch verbale und körperliche sexualisierte Gewalt zur Hölle“ gemacht. Der Geschichtsprofessor soll sich in der Vergangenheit zusätzlich rassistisch und transfeindlich geäußert haben.
Der Universitätsleitung wird vorgeworfen, den vermeintlichen Machtmissbrauch seit Jahren zu tolerieren. Anscheinend wurde der Beschuldigte bereits in der Vergangenheit wegen einer sexuellen Belästigung abgemahnt. Weitere Konsequenzen gab es aber nicht. Das Kollektiv hofft jetzt auf starke Proteste und möchte schlussendlich erreichen, dass der beschuldigte Dozent „gegangen wird“.
Reaktion der Universität wirft Fragen auf
Eigentlich präsentiert sich die Humboldt-Universität als eine sehr weltoffene Hochschule. Nicht nur die Studenten, sondern auch zahlreiche Professoren der verschiedenen Fakultäten wie dem Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, planen regelmäßig Projekte. Sie wollen lautstark gegen Diskriminierungen aufgrund von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe oder kulturellem Hintergrund einstehen. Wie kann es also sein, dass die Schulleitung angeblich so lange nichts gegen einen Dozenten unternommen hat, nachdem sich mehrere Studenten über übergriffige und diskriminierende Vorfälle beschwert haben?
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Auf Nachfragen von BERLIN LIVE reagierte die Humboldt-Universität zunächst nur sehr zurückhaltend. Eine Reaktion erfolgte am Donnerstagnachmittag (03. August). Die Humboldt-Universität teilte mit, der Mitarbeiter sei bis auf Weiteres freigestellt worden und werde im Wintersemester 2023/24 nicht unterrichten.
In der vergangenen Woche habe es weitere Ermittlungen zu den Vorfällen verbaler sexualisierter Übergriffe durch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter der Universität gegeben. In einer Medieninformation heißt es: „Die Hochschulleitung wird die sorgfältige interne Aufarbeitung in der gesamten Universität weiterführen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Prävention sowie auf die Beseitigung der Umstände legen, die es begünstigen, dass Übergriffe nicht unmittelbar zur Anzeige gebracht wurden.“