Am Samstag ist die Berliner Friedrichstraße nach mehreren Monaten wieder für den Autoverkehr freigegeben worden. Am Montag (3. Juli) passiert dann, was passieren musste. Die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ blockieren die Berliner Zank-Meile.
Schon den ganzen Tag haben Polizisten die Kreuzungen an der Friedrichstraße beobachtet. Gegen 15.30 Uhr kommen sie dennoch zu spät. An der Ecke Mohrenstraße rennt ein Dutzend Klimaaktivisten auf die Fahrbahn, an der Jägerstraße sind es weitere zehn. Die Friedrichstraße ist wieder dicht!
Friedrichstraße: Klima-Aktivisten blockieren die Straße
Es ist eines der verkehrspolitischen Prestige-Projekte der Berliner CDU. Die Friedrichstraße soll wieder für den Autoverkehr freigegeben werden. Am Samstag ist es dann so weit. Wenig überraschend folgt am Montag, dem ersten Werktag, der Protest der „Letzten Generation“.
Am Montagnachmittag rennen sie auf die Friedrichstraße. Bereitstehende Polizisten können einige Aktivisten direkt wieder von der Straße zerren. Zwei Aktivistinnen gelingt es jedoch an der Ecke Mohrenstraße, sich am Asphalt festzukleben. Währenddessen haben die Beamten mit weiteren Aktivisten zu tun, die auf die Straße drängen.
Dann kapert eine weitere Aktivisten-Gruppe den Protest. Mit Bobby-Cars und Masken, die Berlins neuen Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zeigen, rollern auf die Straße. Auch sie werden vertrieben.
Die Friedrichstraße ist zwischen Mohren- und Jägerstraße dicht! Die Polizei sperrt die Fahrbahn ab, setzt die Aktivisten, die es nicht auf die Straße geschafft haben, fest. Die Hände der anderen werden mit Öl versucht vom Asphalt zu lösen.
Friedrichstraße in Berlin: Eine Blockade hält länger
Die 21-jährige Regina ist eine der wenigen, die es vor dem Eingreifen der Polizei noch rechtzeitig geschafft hat, sich auf der Straße festzukleben. „Es ist wie ein Feueralarm – es ist nervig und alle sind abgefuckt, aber es brennt eben in unserer Gesellschaft“, sagt sie noch auf der Straße klebend zu BERLIN LIVE. Nach rund einer halben Stunde ist sie von der Straße abgelöst. Auch ihre Mitstreiterin ist kurz darauf von der Straße.
Länger hält die Blockade zwei Kreuzungen weiter an der Jägerstraße. Darian (24) ist einer der sechs Aktivisten, die es geschafft haben, sich festzuleimen. Der Student hat sich extra für diesen Protest von der Uni freigenommen. Die Friedrichstraße sei der perfekte Ort um Aufmerksamkeit zu generieren, sagt er.
Die Situation sei zudem ernst: „Ich bin bereit Schmerzen einzugehen. Es steht mehr auf dem Spiel als jemand von uns bezahlen könnte.“ Diese muss er an diesem Tag aber wohl nicht erleiden. Ein anderer Aktivist lobt gegenüber BERLIN LIVE die professionelle Polizeiarbeit. Er habe keine Schmerzen erleiden müssen.
Während die Polizisten mehrere Aktivisten mit Hilfe von Öl abgelöst bekommen, muss der 24-jährige Darian aus dem Asphalt heraus gesägt werden. Von vielen Passanten bekommen die Aktivisten Applaus und Zuspruch. „Es ist Zeit ein Zeichen zu setzen. Finde es super!“, sagt die 60-jährige Anna gegenüber BERLIN LIVE. Ein gutes Dutzend Passanten spendet Applaus, skandiert: „Ihr seid nicht allein.“
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Nach gut 75 Minuten ist alles wieder vorbei. Alle Aktivisten der „Letzten Generation“ sind von der Friedrichstraße abgelöst. Bis die Friedrichstraße wieder für Autos offen sein wird, wird aber noch einige Zeit vergehen. Die Polizei wird die Straße erst wieder freigeben, wenn alle Löcher gestopft sind.
Insgesamt hat die Polizei am Montagnachmittag 35 Strafanzeigen geschrieben und 15 Ordnungswidrigkeiten verzeichnet. Die Kosten, das Loch in der Fahrbahn wieder zu schließen, belaufen sich auf rund 500 Euro.