Wer schon einmal im Amtsgericht Tiergarten in Berlin war, wird sich vor allem an den imposanten Bau des Gebäudes erinnern. Vielleicht sogar besonders an die eindrucksvolle Eingangshalle. In diesem Haus ist die Strafanwaltschaft Berlin und die Strafkammer des Landesgerichts untergebracht. Und hier wird täglich angeklagt, verurteilt oder freigesprochen.
Genau hier steht nun ein 20 Jahre junger Mann vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, drei Minderjährige zur Prostitution gedrängt und an Freier vermittelt zu haben. Die Anklage lautet: Zuhälterei, Zwangsprostitution und sexueller Missbrauch.
Berlin: Mädchen waren gerade einmal 13 und 16 Jahre alt
Gemeinsam mit einem Komplizen soll er eine damals 13-Jährige und zwei 16-Jährige zur Prostitution gedrängt haben. Zudem soll er vom vereinbarten Stundenlohn jeweils mindestens die Hälfte kassiert haben. Der 20-jährige Angeklagte gestand gleich zu Beginn des Prozesses am Dienstag, dem 01. August 2023. „Ich schäme mich“, erklärte er vor dem Richter.
Diese Taten sollen in der Zeit zwischen Dezember 2020 und März 2021 passiert sein. Das 13-jährige Mädchen und der Angeklagte wollen sich über Instagram kennengelernt haben. Dort soll der 20-Jährige, das junge Mädchen auch zur Prostitution gezwungen haben, so die Anklage.
Männer legten Escort-Profil für 13-Jährige an
Der Angeklagte und sein Komplize sollen dann auf einer Internetplattform ein Escort-Profil für das 13-jährige Mädchen erstellt haben. Dort vereinbarten sie Treffen zwischen Freiern und dem Mädchen. Mindestens zehn Freier sollen es gewesen sein. Von dem Stundenlohn von mindestens 100 Euro sollen die mutmaßlichen Zuhälter die Hälfte genommen haben. Das Mädchen soll aus schwierigen Verhältnissen stammen.
Die beiden 16-jährigen Mädchen sollen jeweils vier Termine im Auftrag der beiden Männer wahrgenommen haben, einen davon gemeinsam. Eine der 16-Jährigen sei wegen psychischer Probleme ausgestiegen, berichtete eine Ermittlerin im Prozess in Berlin.
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Hinweise auf Prostitution Minderjähriger brachte die Polizei Berlin auf die Spur des Täters. Ende Mai 2023 dieses Jahres wurde er festgenommen. Im Fall eines umfassenden Geständnisses wurde dem Angeklagten eine Strafe von maximal 16 Monaten Haft auf Bewährung zugesichert, zudem sei an jede Betroffene ein Betrag von 1750 Euro zu zahlen. Der Prozess wird am 22. August am Amtsgericht in Berlin fortgesetzt.