Neben dem Angebot der Kleiderkammer und einer Seelsorge bietet die Berliner Stadtmission unter anderem auch die Berliner Kältehilfe an – und das bereits seit rund 30 Jahren. Gerade in den eisigen Wintermonaten haben die ehrenamtlichen Helfer in der Hauptstadt einiges zu tun.
Mit den Kältebussen fahren sie durch die Metropole, und halten Ausschau nach obdachlosen oder hilfebedürftigen Menschen, die es nicht mehr eigenständig zu einer Notübernachtung schaffen. Doch diese Aufgabe erweist sich als immer schwerer, wie BERLIN LIVE erfuhr.
Berliner Notunterkünfte komplett überfüllt
Das Hauptproblem sind im Vergleich zu den immer weiter steigenden Zahlen an Hilfsbedürftigen die wenigen Plätze in den Notunterkünften. „Die Lehrter Straße ist ganz oft überbesetzt – man möchte eben niemanden ablehnen“, erklärte Kältebus-Fahrerin Franzi gegenüber unserer Redaktion. So komme es fast täglich vor, dass Menschen sich auch auf dem Boden des Speisesaals einen Platz zum Schlafen suchen.
Nur wenige Einrichtungen haben jeden Tag geöffnet. Das macht die Arbeit im Kältebus besonders an den Wochenenden knifflig. Hinzu kommt, dass immer mehr Krankenhäuser die hilfebedürftigen Patienten nach der Behandlung sofort entlassen. Für die 30-Jährige unverständlich: „Es gibt keine Notwendigkeit, Menschen mitten in der Nacht zu entlassen.“
Berliner Kältebus im Eil-Tempo unterwegs
Zwar ist es noch nicht vorgekommen, dass man jemanden nirgends unterbekommt, doch der Kältebus kann die Last an Aufträgen allmählich nicht mehr stemmen. „Viele denken, wir sind in zehn Minuten da – wie wenn man die Feuerwehr oder Polizei ruft. Das funktioniert aber nicht“, erklärte die gebürtige Berlinerin. Die Anrufe müssen klar priorisiert werden.
„Jemand der mit kurzen Sachen oder barfuß im Schnee unterwegs ist, wird vor jemandem aufgesucht, der vielleicht schon in einem halbwegs geschützten Raum wie einer Bankfiliale untergekommen ist“, erläuterte Franzi. In ihrer ersten Schicht im Callcenter wurde ihr das Leid in der Hauptstadt jedoch besonders bewusst: „Das war hart, als man nach Feierabend den Laptop ausmacht und immer noch unzählige Anrufe unbearbeitet lässt – wie viele Schicksale da vielleicht generell übersehen werden.“
Berliner Senat schafft mehr Schlafplätze
Ohnehin könnte das Team des Kältebusses, wenn es nach Auftragslage geht, rund um die Uhr arbeiten. Besonders an den Brennpunkten der Stadt. „Wenn du einmal am Kotti oder Leo bist, kommst du nicht mehr weiter“, erzählte die ehrenamtliche Helferin. Dort ist der Bedarf an Hilfe in Form von Decken, warmem Tee und Suppe, oder aber auch einer Fahrt in eine Notunterkunft besonders groß – das wird trotz häufiger Sprachbarrieren im Kontakt mit den Betroffenen schnell klar.
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Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es Ende Dezember dann aber: Der Berliner Senat konnte zwei neue Notunterkünfte hinzugewinnen. Damit kommen zu den bisher bestehenden 1.181 Notschlafplätzen weitere 172 Betten hinzu. Bleibt zu hoffen, dass das noch nicht alles gewesen ist.