In nicht mal mehr einer Woche ist Silvester in Berlin. Ein Ereignis, auf das sich zahlreiche Menschen in der Stadt freuen. Doch längst nicht jeder blickt mit positiven Gefühlen dem Jahreswechsel entgegen.
Besonders die Rettungskräfte, welche in der besagten Nacht im Einsatz sein werden, dürften sorgenvoll auf den 31. Dezember 2023 beziehungsweise 1. Januar 2024 blicken. Nachdem sie letztes Jahr brutal angegriffen und mit Pyrotechnik beschossen wurden, werden sie in diesem Jahr mit einem anderen Gefühl ihre Schicht antreten.
Berliner Feuerwehrmann spricht über Angriff auf Rettungskräfte vergangenes Silvester
Baris Coban ist Feuerwehrmann in Neukölln. Seit 13 Jahren ist er zur Stelle, wenn ein Notruf eingeht. Er war schon auf zahlreichen Einsätzen und hat so jede Menge (Negatives) erlebt – auch Angriff auf ihn selbst. Im Interview mit „rbb24 Inforadio“ betont er, dass es solche Attacken auf Rettungskräfte schon immer gab. Doch Silvester 2022/23 sei für die Rettungskräfte eine „ungewohnte Situation“ gewesen.
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Coban war damals bei einem Einsatz in der Sonnenallee, wo ein brennender Reisebus unter einem Wohnhaus stand. Seine Aufgabe: Menschen aus dem Gebäude in Sicherheit bringen. Aber als der Feuerwehrmann und seine Kollegen ankommen und das Einsatzfahrzeug verlassen, attackieren Jugendliche sie mit Steinen, Flaschen und Pyrotechnik. „Wir haben dann zugesehen, dass wir irgendwie schnell wegkommen“, erklärt er. Alle Einsatzkräfte hätten einen Tinnitus gehabt, „keiner hat noch irgendetwas gehört.“
Neue Gefahr für Feuerwehrleute in Berlin
Trotz dieser Umstände blieben die Feuerwehrleute und löschten außerdem ein angezündetes Ladengeschäft an der Einsatzstelle. „Als wir dann zusammengeräumt haben, wurden wir immer wieder beschossen. Das war auch in anderen Teilen der Stadt so“, sagt Coban. Erlebnisse, die auch erfahrenen Feuerwehrleuten nicht so einfach aus dem Kopf gehen. Er sei nach den Angriffen in der vergangenen Silvesternacht nachdenklich und wütend gewesen, so Coban. „Das hat mich sehr beschäftigt im Nachgang“, gesteht er gegenüber dem „rbb24 Inforadio“.
Feuerwehrleute hätten einen gefährlichen Job, mit nun auch der Gefahr „Mensch“. Das sei ein komisches Gefühl. Wie blickt Baris Coban nach dieser Erkenntnis und den Geschehnissen an Silvester in Berlin 2022/23 auf den bevorstehenden Jahreswechsel? Angst spiele keine Rolle, er sei mental anders darauf eingestellt, sagt der Feuerwehrmann. Ähnlich schätzt Coban die Situation bei den anderen Einsatzkräften ein: „Ich glaube, auch die Kollegen stellen sich mental auf das Schlimmste ein.“
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Er selbst rechnet auch in diesem Jahr erneut mit Ausschreitungen. Wegen des Nahost-Konflikts sei die Stimmung in Berlin angespannt. „Es besteht meinerseits die Sorge, dass sich möglicherweise an Silvester wieder etwas entladen könnte“, so Coban mit Blick auf die heftigen Ausschreitungen an der Sonnenallee vor wenigen Wochen, als Fahrzeuge und Müll angezündet und Rettungskräfte attackiert wurden.