Am 4. Juni 2024 wäre Alexej Nawalny 48 Jahre alt geworden. Diesen Geburtstag konnte Russlands berühmtester Oppositioneller nicht mehr begehen. Anfang des Jahres ist Putins wichtigster Gegner in einem Straflager in Sibirien ums Leben gekommen. Seine Todesursache ist bis heute ungeklärt.
Anlässlich zu seinem Geburtstag sind überall auf der Welt Menschen zusammengekommen, um ihm zu gedenken. So auch in Berlin, wo er 2020 nach dem Giftanschlag in der Charité behandelt wurde. Auch seine Witwe Julija Navalnaya war unter den Trauernden.
Für viele Menschen war Nawalny viel mehr als ein Politiker und Putin-Gegner. Er war ein Hoffnungsträger für ein demokratisches Russland. Das ist auch auf der Gedenkfeier in der Marienkirche am Alexanderplatz deutlich geworden.
Berlin in tiefer Trauer – doch es gibt Hoffnung
In andächtiger Stille startet um 11 Uhr der Gedenkgottestdienst für Alexej Nawalny. Etwa 250 Trauernde, Freunde, Wegbegleiter und seine Witwe Julija Nawalnaya sind zusammengekommen um zu sich zu erinnern.
„Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich vor einem Jahr von Berlin nach Madrid geflogen bin. Aus dem Fenster der S-Bahn sah ich das Charité-Krankenhaus und dachte an Alexej, der kurz nach seiner Entlassung aus eben diesem Krankenhaus nach Russland zurückkehrte. Charité das ist nicht nur ein Name. Auf Französisch heißt Charité Liebe und Barmherzigkeit“, beginnt der Russisch-Orthodoxe Priester Kordochkin seine Rede.
Nawalny habe bis zu seinem Ende Stärke bewiesen, aber dem Tod dennoch nicht trotzen können. Doch in den Worten des Priester schwingt ein Hoffnungsschimmer mit. Durch Nawalnys Tod haben wir etwas wichtiges realisiert, denn „nicht der, der biologisch am Leben bleibt besiegt die Hölle. Der, der sie besiegt ist der, der während er in der Hölle ist, kein Teil von ihr wird.“
Deutliche Worte auf Trauerfeier – „Am Geburtstag vergessen wir nicht“
Wie sehr Tod, Trauer und Hoffnung beieinander liegen macht auch Bischof Stäblein deutlich, als er Nawalny zitiert, der 2021 sagte: „Früher oder später werden die Menschen, die auf der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit sind, diese auch bekommen.“ Diese Hoffnung sei sein Geburtstagsgeschenk an uns. Noch deutlicher wird er, als er sagt: „Die Machthaber wollen, dass wir vergessen, wer verantwortlich ist für seinen Tod, aber am Geburtstag vergessen wir nicht.“
Auch Freunde Nawalnys ergreifen das Wort. Der russische Journalist Ilya Barabanov richtet sich in einer bewegenden Rede an die Gemeinschaft. Seine Stimme zittert als er spricht. „An Alexej sollte man sich dadurch erinnern, dass das Gute auf jeden Fall gewinnen wird“, beendet er seine Ansprache.
Die Erschütterung über den Tod Alexej Nawalnys ist deutlich spürbar. Nicht nur in den Gesichtern der Redner, auch im Publikum zeichnet sich tiefe Trauer ab. Nacheinander ziehen erst seine Witwe und Freunde, dann die Gemeinde nach vorne, um eine Kerze anzuzünden. Nach und nach füllt sich der Altar mit Kerzenschein. Ein Symbol für die nie endende Hoffnung, für die Nawalny auch noch nach seinem Tod steht.
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Zu Ehren Alexej Nawalnys findet am Abend des 4. Juni in der Uber-Arena das Konzert „This is Navalny“ statt. Dazu versammeln sich mehrere Künstlerinnen und Künstler, die sich gegen die Diktatur in Russland aussprechen. Beginn ist um 19 Uhr.