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Görlitzer Park: Kriminologe kritisiert Zaun-Pläne von Kai Wegner – „Fake News“

Im Görlitzer Park kommt es immer wieder zu Gewalttaten. Berlins Regierender Bürgermeister will das Problem mit einem Zaun lösen.

Görlitzer Park
© IMAGO/Jürgen Held

Brennpunkt für Drogen und Delikte: das ist der Görlitzer Park in Berlin

Der Görlitzer Park ist eine beliebte Grünanlage im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Neben Liegewiesen bietet der Park auch zahlreiche Sport- und Spielplätze. Der Görlitzer Park sorgt aber auch immer wieder für Negativschlagzeilen. Die Grünanlage gilt seit Jahren als Brennpunkt von Drogenkriminalität, Diebstahl, Bedrohungen und weiteren Delikten.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sind überzeugt: Mit einem Zaun lässt sich der Görlitzer Park, der immer wieder Schauplatz unterschiedlicher Gewalttaten ist, endlich sicherer machen.

Viele Anwohner im Kreuzberger Wrangelkiez widersprechen dem allerdings. Sie befürchten, dass das Problem dadurch nur verlagert werde und fordern ganzheitliche Lösungen für den Görlitzer Park. Nun bekommen sie prominente Unterstützung.

Görlitzer Park: Kriminologe nicht von Zaun überzeugt

„Ich halte das für Symbolpolitik und bin strikt gegen dieses Projekt“, erklärte Kriminologe Thomas Feltes, der viele Jahre Juristen an der Ruhr-Uni Bochum ausbildete, gegenüber dem „Tagesspiegel“. Ähnliche Projekte in Europa hätten sich als Bumerang erwiesen. Dass sich die Dealer- und Konsumenten-Szene auf den Görlitzer Park konzentriere, mache sie gut beobachtbar, erklärt er.

Zudem würde Kleinhändlern und Kundschaft ein gewisser Schutz vor Übergriffen geboten. Würde der Görlitzer Park eingezäunt und abgeschlossen werden, würde sich die Szene in Hinterhöfe und Hausflure verlagern. Feltes warnt für den Fall vor „unübersichtlichen, polizeilich nicht kontrollierbaren Bereichen“, in denen die Gewaltkriminalität steigen werde.

Kriminologe: Drogenszene im Görli lassen

Der Berliner Senat hatte angekündigt, die Polizeikräfte, die fortan nicht mehr im Görlitzer Park gebracht werden, für das Umfeld einzusetzen. Doch das hält Kriminologe Feltes für nicht realistisch. Der Personalaufwand wäre viel höher. Zudem würden viele Beispiele zeigen, dass die Zerschlagung der Drogenszene an einem zentralen Ort die Gesamtlage verschlechtert habe. Schließlich seien die Kleindealer vor Ort ersetzbar. Wenn einer verhaftet werde, stehe der nächste bereit.


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Dass Kai Wegner den Berlinern den Zaun um den Görlitzer Park mit einer Erfolgsgeschichte aus New York schmackhaft machen will, bezeichnet Feltes gar als „Fake News“. Wegner hatte von einem Zaun um den Central Park gesprochen, der den Park befriedet hätte. Doch den habe es laut Feltes nie gegeben. „Ein umfassender Zaunbau in Manhattan wäre gar nicht möglich“, sagte er. Eine viel größere Rolle hätten zeitnahe Langzeitanalysen, intensive Kontrollen und die Bekämpfung der Korruption in der New Yorker Polizei gespielt.