Es waren aufregende Tage rund um den Tierpark Berlin. Erst wurde am Montagmorgen der Eisbären-Talk abgesagt, dann ging in einer Telegram-Gruppe ein Drohvideo gegen Eisbären Online. Der Tierpark ging für anderthalb Tage auf Tauchstation, war nicht zu erreichen. Die Polizei sprach auf Nachfrage zunächst von Ermittlungen wegen „Störung des öffentlichen Friedens“, gab aber später Entwarnung.
Denn eine Bedrohung für die Eisbären im Tierpark – Mutter Tonja und Tochter Hertha – hatte es in Wirklichkeit nie gegeben. Vielmehr handelte es sich um eine Aktion des Tierparks und des Journalisten Michel Abdollahi. Zusammen wollten sie auf die Bedrohung für die Eisbären in freier Wildbahn aufmerksam machen – und legten dafür falsche Fährten. Hat sich das gelohnt?
Tierpark Berlin „überwältigt“ vom Feedback
„Wir waren überwältigt von der Aufmerksamkeit, die Eisbären und ihre Bedrohung durch diese Aktion erhalten haben“, erklärte Tierpark-Sprecherin Katharina Sperling auf Anfrage von BERLIN LIVE. Die Aktion sei notwendig gewesen, da die letzten Jahre gezeigt hätten, dass die Themen Arten- und Klimaschutz bei vielen Menschen nicht mehr ankommen. Und das obwohl sich die Situation für Eisbären auf der Erde immer weiter verschlechtert.
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Der erste große Eisbären-Talk im Tierpark nach der Aktion sei genutzt worden, um gemeinsam mit Michel Abdollahi offene und kritische Fragen zu beantworten. Doch laut Tierpark Berlin habe es „nur strahlende Kinderaugen und begeisterte Eltern“ gegeben. Das berichtet auch Abdollahi selbst. Gegenüber BERLIN LIVE erklärte er, dass es ihn gefreut habe, dass es an diesem Tag auch „konkrete Fragen zum Thema Klimaerwärmung und Artenschutz“ gegeben habe.
Kritik vor allem in den Sozialen Netzwerken
Kritische Stimmen, die es nach Auflösung der provokativen Werbe-Aktion gegeben hatte, hätten sich nur auf die Sozialen Netzwerke beschränkt, erklärt der Tierpark Berlin. Vor Ort habe es hingegen viel Interesse gegeben. Und auch in Sachen Aufmerksamkeit scheint die Aktion ihr Ziel nicht verfehlt zu haben. Abdollahi erklärt, die Doku werde regelmäßig abgerufen, Spenden würden kontinuierlich fließen. Dass es auch Kritik gab, versteht Abdollahi. Die „Finte“ in dem Forum sei aber notwendig gewesen.
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Ähnliche Aktionen planen übrigens derzeit weder er, noch der Tierpark in naher Zukunft, stellt Sprecherin Sperling klar. „Eine solche Aktion lebt natürlich von ihrer Einzigartigkeit und wird sich daher so schnell nicht wiederholen“, sagt sie. Lässt aber eine Hintertür offen. Denn mit mehr als 5 Millionen Besuchern im Jahr habe man eine große Reichweite und damit das Potenzial wichtige Botschaften zu vermitteln.