Die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof haben es nicht leicht. Das Amtsgericht Essen hat Anfang April erneut ein Insolvenzverfahren eröffnet. Es ist bereits das dritte Insolvenzverfahren in dreieinhalb Jahren. Lange war nicht klar, was aus den 92 Filialen in Deutschland, davon acht in Berlin und eine in Potsdam, werden soll.
Jetzt wurden neue Investoren gefunden, die jedoch nicht alle Arbeitsplätze retten werden können. BERLIN LIVE hat bei der Gewerkschaft Verdi nachgefragt, was sie von der Übernahme halten und wie sie die Perspektiven für die Warenhauskette in der Hauptstadt einschätzen.
Berlin: Das denkt Verdi über die Käufer
Seit Mittwoch (10. April) steht es fest. Die neuen Investoren, ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem Unternehmer Bernd Beetz, wollen 70 der 92 Galeria Kaufhof-Filialen weiterführen. Bisher ist noch nicht klar, ob und welche Standorte in Berlin dazu gehören.
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„Wir begrüßen den Einstieg eines offensichtlich finanzstarken Investors, der Galeria grundsätzlich erhalten will und über Erfahrung im Einzelhandel verfügt. Ob dies eine Perspektive für die Verkäufer und Verkäuferinnen in allen Berliner Filialen ist, muss sich erst noch zeigen“, sagt Verdi gegenüber BERLIN LIVE. „Es ist nötig, alle Filialen und vor allem alle konkreten Arbeitsplätze in Berlin zu erhalten.“ Das gelte sowohl für die großen als auch für die kleinen Galeria-Filialen.
Verdi fordert drastische Änderungen
Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Investoren die Warenhauskette wieder flott für die Zukunft machen können. „Ziele sind nicht nur der Erhalt aller verbliebenen Filialen und konkreten Jobs, sondern auch eine sozialverträgliche und attraktive Mischnutzung, um die Kietze attraktiver zu machen. Die Galeria Warenhäuser sind notwendige Nahversorgungszentren und entscheidende Ankermieter“, so Verdi.
Laut der Gewerkschaft seien die hohen Mieten selbst für wirtschaftlich gesunde Warenhäuser ein Problem. Dort müsse der Senat nachhelfen, indem er Bezirksbürgermeister und Vermieter an den Tisch holt.
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Verdi fordert nicht nur Nachbesserung bei den Mieten, sondern auch bei den Gehältern der Beschäftigten: „Die bereits von mehreren Insolvenzen gebeutelten Beschäftigten brauchen endlich eine langfristige Arbeitsplatzsicherheit mit Gehältern, die zum Leben reichen. Im Moment verdienen die Mitarbeitenden circa 15 Prozent unter Tarif, das ist untragbar.“
Laut er Gewerkschaft habe die Galeria-Kette zweifellos einen Platz in Berlin. „Ein Warenhaus auf der Höhe der Zeit, in dem ich aus einer Hand mit minimalem Zeitaufwand ganz unterschiedliche Waren bekomme, hat definitiv eine Zukunft, gerade in einer so vielschichtigen Stadt wie Berlin.“ Dazu werde aber ein tragfähiges Konzept benötigt, das auf regionale Besonderheiten Rücksicht nimmt.