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Berlin: Shahak Shapira macht auf Leid in Israel und Palästina aufmerksam – „Niemand verdient zu sterben“

Durch die aktuelle Situation in Israel ist auch in Berlin die Lage angespannt. Das zieht viele Menschen auf die Straße – auch Shahak Shapira.

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© BERLIN LIVE/Nele Ritter, imago/Lukas Barth

Bundesbeauftragter: Judenhass so stark wie seit Jahrzehnten nicht

Der Hass gegen Juden in Deutschland ist laut dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, auf einem so hohen Niveau wie seit Jahrzehnten nicht. Seit dem 7. Oktober wurden mindestens 2000 Straftaten im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt gezählt, sagte Klein in Berlin.

Der Name Shahak Shapira ist wahrscheinlich vielen ein Begriff. Er ist Künstler, Autor und Satiriker. Und er ist Jude.

In seiner Arbeit beschäftigt er sich immer wieder mit dem gesellschaftlichen Umgang mit Juden in Deutschland, macht auf antisemitische Attacken aufmerksam und rückt einen Scheinwerfer auf die Erinnerungskultur in der Bundesrepublik. Nun hat sich der 35-Jährige bei einer neuen Aktion zum aktuellen Nahost-Konflikt geäußert. Mitten in Berlin-Kreuzberg geht es um Menschlichkeit, Empathie und gegenseitige Anteilnahme.

Besondere Aktion in Berlin-Kreuzberg

In einem Video, das der gebürtige Israeli, der in Deutschland aufgewachsen ist, auf Instagram geteilt hat, nimmt er seine Follower mit. Er zeigt darin den derzeitigen Umgang von Menschen auf der ganzen Welt mit dem Nahost-Konflikt. Denn im Internet kursieren immer wieder Videos, in denen Flugblätter mit den Bildern getöteter Israelis heruntergerissen werden, die an Wänden, Hauseingängen und Litfaßsäulen hängen. Auch in Berlin gab es bereits solche Aktionen – in diesem Fall sogar durch die Polizei.

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Shahak Shapira will mit der Aktion auf das Leid aller Menschen in dem Nahostkonflikt aufmerksam machen, auch der Israelis. Credit: BERLIN LIVE/Nele Ritter

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Shahak Shapira ist fassungslos von der fehlenden Empathie, die den Juden und Israelis im Moment entgegengebracht wird. Er sagt: „Die Sache mit Israel und Palästina ist die: Ich glaube nicht, dass es einen anderen Konflikt gibt, bei dem so viele Menschen ihr ganzes Herz für eine Gruppe von Menschen hergeben, aber absolut keine Empathie für eine andere haben.“ Für ihn ein Unding und ein Zeichen des „selektiven Humanismus.“

Das Schicksal ist wichtiger als die Nationalität

Um genau darauf aufmerksam zu machen, verteilt er auf der Hagelberger Straße Ecke Mehringdamm selbst Flugblätter – aber mit einer besonderen Botschaft. Pro Blatt sieht man eine getötete Person. Jede Person ist zweimal abgebildet: Einmal versehen mit der Überschrift „Killed in Israel?“ und einmal mit dem Titel „Killed in Gaza?“

Passanten werden gebeten, die Blätter herunterzureißen, um die aufgeworfene Frage zu beantworten. Dort sehen sie letztlich unterschiedliche Nationalitäten, sowohl die israelische als auch die palästinensische. „Ich möchte, dass die Menschen ein Gesicht sehen, bevor sie eine Nationalität wahrnehmen“, sagt Shapira in dem Video. „Niemand von ihnen hatte verdient zu sterben“, erzählt er weiter. Er möchte mit der Aktion darauf aufmerksam machen, dass nicht etwa die Herkunft das ist, was zählt, sondern die Person selbst.

Er appelliert an die Menschen auf der ganzen Welt, aber auch an die Politik: „This one only ends when you see both sides and both sides see each other. Not just as Israelis, or Palestinians, but as human beings.“ (zu deutsch: Dieser (Krieg) endet erst, wenn man beide Seiten sieht und beide Seiten sich gegenseitig wahrnehmen. Nicht nur als Israelis oder Palästinenser, sondern als Menschen).


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Auf Instagram löst die Aktion gemischtes Feedback aus. Während beispielsweise Moderatorin Ruth Moschner schreibt „Stark. Empathisch. Entlarvend. Danke!“ machen andere auf den hinkenden Vergleich aufmerksam. Einer schreibt: „Die beiden sind nicht gleich: Der eine ist der Besatzer und der andere ist der Besetzte. Der eine ist der Unterdrücker und der andere ist der Unterdrückte.“

Wie immer liegt auch hier die Kunst im Auge des Betrachters, doch dass ein Menschenleben wichtiger ist, als seine Herkunft, sollte ein Grundsatz sein, auf den sich die meisten einigen können.