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Berlin: Lehrer haut zum Schulstart auf den Tisch – „Wird alles nichts bringen“

Der Lehrermangel stellt die Schulen in Berlin vor ein großes Problem. Wir haben mit einem Schulleiter gesprochen und er hat einen interessanten Lösungsansatz.

Berlin Schulstart
u00a9 imago images/Kirchner-Media

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Am Montag (28. August) haben nach sechs Wochen Ferien zum ersten Mal wieder die Schulglocken geläutet. Mehr als 700.000 Schüler sind in Berlin und Brandenburg in das neue Schuljahr gestartet. Während die Zahl der Schüler immer weiter anwächst, sinkt jedoch die Zahl der Lehrer.

Laut der Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) fehlen rund 1.500 Lehrkräfte. Der Lehrermangel in der Hauptstadt ist ein langjähriges Problem und scheint sich immer mehr zuzuspitzen. BERLIN LIVE hat mit Hanno Rüther, dem stellvertretenden Landesvorsitzendes des Verband Bildung und Erziehung (VBE) gesprochen. Der 54-Jährige ist selbst Lehrer und Schulleiter einer Grundschule in Berlin und spricht nun Klartext.

Berlin: Zu viele Schüler für zu wenig Lehrer

Dass in diesem Jahr der Lehrermangel in Berlin so heftig ausfalle, liegt laut Rüther an zwei Faktoren: „Die Planung mit den Studienplätzen war von der Anzahl einfach schlecht. Es gab mehr Bewerber als Studienplätze. Zudem ist der Numerus Clausus zu hoch angesetzt. Und der zweite Grund ist der demografische Wandel. Wir haben viele alte Menschen, die in Rente gehen und wenig junge Menschen, die nachkommen. Zeitgleich steigen die Schülerzahlen.“

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Eine belastende Situation für Lehrer und Schüler. Die bestehenden Fachkräfte müssten den Mangel oftmals ausgleichen und würden Überstunden machen, bis sie nicht mehr können. Das führt zu einem hohen Krankenstand, womit sich der Teufelskreislauf schließt. Auch die Schüler bekämen die Folgen zu spüren – und zwar die Schüler, die es am nötigsten brauchen: „Inklusion, Integration oder auch Sprachförderung fällt als erstes weg, wenn die Lehrer nicht da sind. Ich kenne auch Fälle, wo ganze Fächer wie Kunst für einen gewissen Zeitraum ausfallen, weil einfach die Fachkräfte nicht da sind“, wird der 54-Jährige deutlich.

Schulleiter plädiert für DIESEN Lösungsvorschlag

Doch was tun? „Alles, was bisher in der Politik diskutiert wurde, dass Pensionäre länger arbeiten sollen oder Teilzeitkräfte zu überreden, noch mehr zu arbeiten, das wird alles nichts bringen“, kritisiert der Schulleiter einer Grundschule im Südwesten von Berlin. Um den Lehrermangel in den Griff zu bekommen, brauche es eine langfristige Lösung. Rüther setzt daher auf ein Konzept, wie es in Brandenburg nun erstmals praktiziert wird: „Ich sehe große Chancen bei einem dualen Studium für Lehrkräfte. Das wäre natürlich attraktiv für Studierende, die sich keine Ferienjobs suchen müssen und über das Duale Studium an der Schule auch direkt ein Referendariat und eventuell auch eine Festanstellung bekommen.“


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Dafür sei zwar ein neu konzipiertes Auswahlverfahren im Vorfeld nötig, doch das sei „machbar“, nach Einschätzung von Hanno Rüther. Als Schulleiter sieht Rüther bei der Einsetzung von Ein-Fach-Lehrern Schwierigkeiten, könnte sich aber mit dem Kompromiss als kurzfristigen Lösungsansatz ebenfalls anfreunden. Aktuell lautet die Vorgabe, dass Lehrer mindestens zwei Fächer unterrichten müssen.