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Berliner Wohnung nach Mord blutverschmiert – wer macht das sauber?

Ganz egal, wie und wo ein Mensch sein Leben verliert – die Polizei sichert erstmal die Spuren am Tatort. Doch was passiert danach?

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u00a9 imago images/Jochen Eckel

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Berlin hat auch unschöne Seiten. Beispielsweise wenn Menschen in der Hauptstadt ihr Leben verlieren – ganz egal auf welche Art und Weise. Damit rückt zugleich das Thema Tod in den Vordergrund, das noch immer ein Tabu in Gesprächsrunden in unserer Gesellschaft ist.

Spätestens aber die Angehörigen einer verstorbenen Person können dieses Thema nicht mehr ignorieren. Dabei sind so einige Fragen offen: Wer kümmert sich zum Beispiel um die möglicherweise mit Blut verschmierte Wohnung des toten Menschen?

Berliner Polizei gibt Wohnung nach Spurensicherung frei

Die Polizei Berlin jedenfalls nicht. Sobald alle Spuren gesichert wurden, ist für die Beamten der Fall abgeschlossen. „Danach bekommen die Hinterbliebenen den Schlüssel ausgehändigt – egal, wie die Wohnung aussieht. Das ist ein Fakt, den man erstmal sacken lassen muss“, stellte Franka Mantei gegenüber BERLIN LIVE klar. In diesem Moment kommt im besten Fall allerdings sie zum Einsatz.

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Franka Mantei ist ausgebildete Krankenschwester – seit Jahren arbeitet die gebürtige Berlinerin allerdings als Tatortreinigerin in der Hauptstadt. Credit: BERLIN LIVE / Wengert

Die gebürtige Berlinerin arbeitet hauptberuflich als Tatortreinigerin. Ja, richtig gelesen – diesen Beruf gibt es nämlich nicht nur im TV. Traurigerweise wissen allerdings die wenigsten davon. Deshalb ist es für Mantei umso wichtiger, Aufklärung zu schaffen. Mit dem eigens gegründeten Unternehmen „Deutsche Hygiene- und Infektionsschutz oHG“ kümmern sie und ihre Angestellten sich um genau solche Angelegenheiten.

Berliner Tatortreinigerin warnt vor großer Gefahr

Viele Betroffenen rechnen kaum damit, was sie in der Wohnung ihres Liebsten erwarten könnte. Dabei muss nicht der abartigste Mord stattgefunden haben – bereits geplatzte Krampfadern bei Einnahme mit Blutverdünner können das Zuhause in ein regelrechtes Schlachtfeld verwandeln: „Dann kann das schon mal ganz schlimm aussehen, weil eben sehr viel Blut verloren wurde.“

Mit Desinfektionsmitteln und Co. kommt man an dieser Stelle nicht weit. Von der eigenhändigen Reinigung rät Mantei ohnehin streng ab: „Das kann man nicht, weil dazu ganz bestimmte Mittel notwendig sind. Es muss sich an verschiedene Gesetze gehalten werden.“ Doch nicht nur die Spezial-Reiniger fehlen – beim Betreten der Wohnung bringt man sich auch selbst in große Gefahr.

Tatortreinigung umfasst mehr Aufgaben als „nur putzen“

Obwohl der Leichnam längst beim Bestatter ist, herrscht vor Ort durch die vorherige Kontamination ein hohes Infektionsrisiko. Zudem will wohl jedem der Anblick erspart bleiben, wie grausam eine geliebte Person möglicherweise verstarb. Andernfalls sind posttraumatische Belastungsstörungen keine Seltenheit. Mantei und ihr Team sind diesbezüglich professionell geschult, um die prägenden Bilder an den Tatorten verarbeiten zu können.

Doch es geht nicht nur um die Reinigung, die in den meisten Fällen rund einen kompletten Tag in Anspruch nimmt. „Es bedarf ganz viel mehr als die Aussage ‚Ich komme und putze'“, erklärte die Tatortreinigerin. So zählt in erster Linie auch die Betreuung der Hinterbliebenen und die Begleitung bei deren Trauerbewältigung zu Manteis Aufgaben im Job.

Berlinerin wünscht sich mehr Aufklärung

Anders als in den USA ist die Kontaktvermittlung zu einem Tatortreiniger in Deutschland allerdings noch keine Selbstverständlichkeit. Für Mantei unvorstellbar – denn: „Passiert das nicht, dann kommt es vor, dass am Ende jemand seinen eigenen Vater aufwischen muss – und da sind wirklich noch Haut und Haare auf dem Boden oder auch Abschiedsbriefe.“


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Szenen, die man sich nicht mal in den Gedanken ausmalen möchte. „Man sieht, wie jemand vielleicht gelitten hat. An solchen Bildern hat man lange zu knabbern“, erläuterte Mantei. Für die Tatortreinigerin steht deshalb schon lange fest, dass gehandelt werden muss. Betroffenen müsse die Hilflosigkeit gegen einen roten Faden ausgetauscht werden – und genau dafür setzt sich die Berlinerin tagtäglich mit Leib und Seele ein.