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CSD in Berlin: Beleidigt, Grab geschändet, zusammengeschlagen – Angriffe auf Teilnehmer schockieren die Stadt

Eine Reihe queer- und transfeindlicher Übergriffe während und nach dem CSD überschatten die fröhlichen Momente der Parade.

© IMAGO/Christian Spicker

CSD Braunschweig

Am Samstag (22. Juli) feierten Hunderttausende Menschen den CSD in Berlin. Unzählige Regenbogenfahnen waren überall auf der Parade zu sehen, viele Menschen kamen in ausgefallenen, bunten Kostümen. Die LGBTQIA*-Szene Berlins feierte sich gemeinsam mit allen Menschen vor Ort. Gleichzeitig wurde für die Rechte und gegen jede Form von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität demonstriert.

So ausgelassen die Stimmung größtenteils auf der Parade und den zahlreichen Partys war, so schockierend sind die Meldungen an den Tagen danach. Im Rahmen des CSD und darüber hinaus, ist es zu zahlreichen homophoben, queer- und transfeindlichen Übergriffen gekommen.

Hier ein paar der gravierendsten Vorfälle:

Rechte Partei platziert homophobes Banner am Fernsehturm

Am Samstagabend hatte eine rund 15-köpfige Gruppe ein ca. 15 mal 1,5 Meter großes Banner am Fernsehturm montiert. Die widerliche Aufschrift: „Homo = Volkstod“.

Passanten hatten das Banner umgehen entfernt und die Polizei alarmiert. Nun ermittelt der Staatsschutz wegen Volksverhetzung. Hinter der Tat soll die rechte Partei „Der Dritte Weg“ stehen.

Grab geschändet

Am Tag nach dem CSD in Berlin (Sonntag, 23. Juli) kam es zu einer Störung der Totenruhe auf einem Friedhof im Bezirk Lichtenberg. Gegen 8 Uhr wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in der Gudrunstraße entdeckt, dass Unbekannte das Grab einer verstorbenen Transfrau mit Feuerwehr-Absperrband umwickelt und mit einem Warnsymbol-Aufkleber beklebt hatten. Die Polizei entfernte die Gegenstände und sicherte sie als Beweismittel. Das Landeskriminalamt hat die weiteren Ermittlungen zu diesem Vorfall übernommen.

Homophober Angriff in Kreuzberg

Bereits vor dem CSD am Samstag kam es in Kreuzberg am Sonntag (16. Juli) zu einem queer-feindlichen Angriff. Die Polizei erhielt gegen 17.10 Uhr einen Notruf, dass eine Person am Mehringplatz geschlagen und anschließend beraubt worden sein soll. Dabei soll es sich um eine Regenbogenflagge und Geld gehandelt haben. Als Beamte eintrafen, waren jedoch das sowohl das Opfer, als auch die Angreifer, oder irgendwelche Zeugen nicht mehr da. Die Ermittler des Landeskriminalamtes suchen nach den beteiligten Personen.

Beleidigung und Körperverletzung im S-Bahnhof

Am Freitagabend kam es in Pankow gegen 21 Uhr zu einer Auseinandersetzung in einer S-Bahn, bei der ein 53-Jähriger homophob beleidigt und verletzt wurde. Wie die Polizei schreibt, sei der Mann am S-Bahnhof Bornholmer Straße in die S1 Richtung Frohnau gestiegen sein. Dort will er vier männliche Jugendliche gesehen haben, die im Zug geraucht haben sollen. Als er sie aufforderte, mit dem Rauchen in der Bahn aufzuhören, sollen sie ihn homofeindlich beleidigt haben.

Zudem sollen die vier Jugendlichen den Mann verfolgt haben, als dieser die S-Bahn verließ. Einer der Verdächtigen habe ihm von hinten mit einer Hand ins Gesicht geschlagen. Danach seien die vier Jugendlichen geflohen. Der 53-Jährige klagte über leichte Schmerzen im Gesicht.

Aus vorbeifahrendem Auto beleidigt, dann mit der Faust ins Gesicht geschlagen

In den frühen Morgenstunden des Samstags kam es zu einem homophoben Vorfall am Nollendorfplatz in Schöneberg. Ein 44-Jahre alter Mann war gegen 3 Uhr auf dem Platz unterwegs, als eine 33-jährige Frau bei heruntergelassenem Fenster, den Vorbeilaufenden aus ihrem Auto heraus homophob beleidigt haben soll. Der 44-Jährige soll dann sein Handy genommen und die Frau gefilmt haben.

Daraufhin soll die Frau ausgestiegen sein. Sie habe den Mann wiederholt beleidigt und ihm mit einer Faust ins Gesicht geschlagen.
Der Angegriffene schilderte zudem, dass sich zwei unbekannte Männer eingemischt hätten. Einer der beiden soll auf ihn eingeredet und ihn zu Boden gestoßen haben. Dabei zog sich der 44-Jährige eine Platzwunde am Kopf zu und musste später im Krankenhaus behandelt werden. Die beiden Männer flohen vor dem Eintreffen der Polizei.


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Aus der U-Bahn gezerrt und am Hals gepackt

Ebenfalls in Schöneberg kam es später an diesem Tag zu einem Einsatz der Polizei aufgrund einer Körperverletzung am U-Bahnhof Yorckstraße. Gegen 13 Uhr soll dort ein 30-Jähriger von einem Mann angegriffen worden sein. Letzterer soll sich zuvor lautstark homofeindlich gegenüber den Teilnehmenden des CSD in Berlin am Telefon geäußert haben.

Als der 30-Jährige am U-Bahnhof Yorckstraße aussteigen wollte, soll der spätere Angreifer ihn daran gehindert haben. Daraufhin will der 30-Jährige den Unbekannten gebeten haben, ihn aussteigen zu lassen. Der Angreifer soll den 30-Jährigen folglich an seinem T-Shirt auf den Bahnsteig gezogen und ihn am Hals gepackt haben. Das Opfer gab an, Schmerzen am Hals und an einem Arm erlitten zu haben, außerdem sei sein T-Shirt zerrissen worden. Zeugen griffen ein. Der Angreifer kam unerkannt davon.

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